Am Wochenende verdichteten sich die Hinweise, dass der SVP-nahe Markus Somm, bisher Chefredaktor der «Basler Zeitung», der neue mächtige Mann bei der NZZ wird. Der NZZ-Verwaltungsrat habe ihn bereits als Nachfolger des geschassten Spillmanns bestimmt, berichteten Sonntagsmedien.
Jetzt bestätigt Markus Somm, dass tatsächlich Gespräche stattgefunden haben. «Nach reiflicher Überlegung habe ich mich entschlossen, meine Tätigkeit bei der Basler Zeitung als Chefredaktor und Verleger unverändert weiterzuführen.»
Bei der Redaktion kommt das gar nicht gut an. Etliche renommierte NZZ-Journalisten machten ihrem Ärger auf Twitter Luft. Die Redaktoren und Mitarbeiter des fresinnigen Blatts fühlen sich übergangen. Sie fürchten einen Kurswechsel hin zur SVP-Linie. Und sie glauben, dass die Marke NZZ unter den aktuellen Spannungen leidet.
Jornod in Bedrängnis
Der NZZ-Verwaltungsrat, der sich morgen zu einer Sitzung treffen will, hüllt sich derweil weiterhin in Schweigen. Dabei wird der Druck auf Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod immer grösser: Der ehemalige Galenica-Chef soll während einer der grössten Krisen des traditionsreichen liberalen Organs im Ausland weilen, das stösst auf breites Unverständnis. Zudem soll Jornods Wunschkandidat für die wichtige Position des publizistischen Leiters der NZZ eine Absage erteilt haben soll. Der geplante Umbau der NZZ-Organisationsstruktur, der Auslöser für den Abgang von Markus Spillmann, ist damit schon jetzt gefährdet.
In der NZZ-Redaktion werden derweil Schlachtpläne geschmiedet. So hoffen manche, dass eine ausserordentliche Aktionärsversammlung den Verwaltungsrat zur Vernunft bringen könnte. Verschiedene Ressortleiter sollen bereits mit der Kündigung gedroht haben, sollte Somm tatsächlich den NZZ-Chefpost erhalten. Wie blank die Nerven bei der Belegschaft liegen, zeigt ein Tweet des vor wenigen Monaten von der «Zeit» zur NZZ gewechselten journalistischen Aushängeschilds Peer Teuwsen: