SVP-Mann nach Rassismus-Fall in Toggenburger Beiz
«Mich hat noch keiner weggeschickt, weil ich ein Neger sei»

Ein Wirtepaar im Toggenburg soll Asylsuchende nicht bedient haben, weil sie «Neger» seien. SVP-Politiker Naveen Hofstetter mag das nicht glauben. Wenn, dann hätten die Asylsuchen selbst Schuld gehabt.
Publiziert: 30.09.2017 um 14:02 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:20 Uhr
Mit Schäfchen-Krawatte: Naveen Hofstetter (SVP) sagt, er sei noch nie wegen seiner Hautfarbe aus einer Beiz geworfen worden.
Foto: Foto: Peter Gerber
Sermîn Faki

Die «Trauben»-Wirtin in Bazenheid SG soll eine Gruppe Asylsuchende wieder weggeschickt haben: «Wir bedienen hier keine Neger», so die Begründung (BLICK berichtete). Nun ermittelt die Polizei.

Rassistische Beschimpfungen sind in der Schweiz nicht selten. Wie die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus in ihrem letzten Bericht feststellt, kam es allein 2016 zu 199 dokumentierten Fällen von rassistischer Diskriminierung. In 70 Fällen richtete sich diese gegen Schwarze.

Hier sind nicht alle Gäste gleich: Das Restaurant «Traube» in Bazenheid SG.
Foto: GoogleMaps

Dunkelhäutiger SVP-Mann stellt sich vor «Trauben»-Wirtin

Der Aargauer SVP-Politiker Naveen Hofstetter (35) glaubt dennoch nicht, dass die «Trauben»-Wirtin die Asylsuchenden wegen ihrer Hautfarbe nicht bedienen wollte. «Ich kenne zwar den Fall nicht, aber das Restaurant», sagt er auf Anfrage von BLICK. «Wahrscheinlich haben sich die Asylanten wie so häufig aggressiv verhalten und wurden darum nicht bedient.» Da habe es der Serviertochter vielleicht an Freundlichkeit gefehlt, aber mehr nicht.

Ihm selbst, sagt der indischstämmige Politiker, sei eine solche rassistische Abfuhr nie erteilt wurden: «Mich hat noch kein Laden oder keine Beiz weggeschickt, weil ich ein Neger sei», sagt er.

Beschimpft werde er eher von Asylsuchenden: «Wenn ich in Aarau die Strasse entlang laufe, rufen sie mir «Scheiss SVP, scheiss Schweizer» hinterher. Offenbar lernen die neben Deutsch auch noch, wie man sich unflätig aufführt.»

«Im Toggenburg nicht erstaunlich»

Der Zürcher SP-Kantonsrat Andrew Katumba.
Foto: zVg

Anders tönt es beim Zürcher SP-Kantonsrat Andrew Katumba (46). «Mir selbst ist das noch nie passiert – in einer so offenen und kosmopolitischen Stadt wie Zürich macht man das nicht», sagt der Sohn einer ukrainischen Mutter und eines ungandischen Vaters.

«Dass sowas im Toggenburg passiert, erstaunt mich aber nicht.» Gerade im Kanton St. Gallen schüre die SVP mit Aushängeschildern wie dem Ex-Präsidenten Toni Brunner (43) seit Jahren die Spaltung der Gesellschaft. Katumba erinnert an den St. Galler Nationalrats-Wahlkampf 2003. Brunner, damals SVP-Kantonalpräsident, liess Plakate aufhängen, auf denen stand: «Wir Schweizer sind immer mehr die Neger.»

Konter: Katumba reagierte 2003 aufs SVP-Plakat.

«Endlich einen echten Neger»

«Das fällt offenbar auf fruchtbaren Boden», so Katumba. «Wenn ich von solch üblen Geschichten höre, dann immer wieder aus der Ostschweiz.»

Katumba selbst setzte 2003 zum Gegenangriff auf das «Neger»-Plakat der SVP an. Er kandidierte damals auf der Liste der Migranten-Organisation SecondosPlus und warb mit dem Slogan: «Wenn sich immer mehr Schweizer wie die Neger fühlen, dann braucht der Nationalrat endlich einen echten.»

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