Eine Woche, nachdem SVP-Nationalrat Andreas Glarner (56) eine junge Zürcher Lehrerin an den Pranger gestellt hat, krebst er nun als Gast im «Sonntalk» zurück. «Es war ein Fehler», so Glarner. «Ich bitte die Lehrerin um Entschuldigung, es tut mir wirklich leid.» Er habe nicht gewusst, dass es eine private Handynummer war.
Dass Kinder wegen muslimischen Feiertagen frei bekommen, will Glarner immer noch nicht akzeptieren. Moderator Markus Gilli (64) interveniert: «Das ist doch in der Zürcher Schulverordnung festgelegt!» Für Glarners Aktion findet er nur ein Wort: «Primitiv!»
Auch SP-Nationalrat Martin Naef (48) zeigt kein Verständnis für seinen SVP-Kollegen: «Du hast das Spiel zu weit getrieben – auf dem Buckel einer jungen Lehrerin.» Der öffentliche Angriff sei ein Versuch gewesen, von Medien Aufmerksamkeit zu ernten, so Naef.
Glarner wurde selbst zur Zielscheibe
Glarner bekommt nun ebenfalls am eigenen Leib zu spüren, wie es ist, wenn man am Telefon massiv belästigt wird. Zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer haben – empört von Glarners Verhalten – den Spiess umgedreht und den Aargauer SVP-Nationalrat mit Telefonaten und SMS eingedeckt.
Vergangene Woche hatte Glarner Namen, Mail-Adresse und Handynummer der Lehrerin auf Facebook gepostet – weil diese die Eltern ihrer muslimischen Schülerinnen und Schüler darauf hingewiesen hatte, dass die Kinder für das muslimische Zuckerfest am Ende des Fastenmonats Ramadan schulfrei bekämen. «Vielleicht möchte jemand der Lehrerin mitteilen, was man davon hält», forderte er seine Anhänger auf, sich bei der Frau zu melden.
Die Lehrerin wurde daraufhin per Telefonat und Mail so übel beschimpft, dass sie sich vorübergehend aus dem Schulbetrieb zurückzog und rechtliche Schritte gegen Glarner erwägt. Auch an ihren Schülerinnen und Schülern geht die Belästigung nicht so einfach vorbei.
Kritiker werden Behörden gemeldet
Kommt er selbst in die gleiche Situation, droht Glarner selbst mit der Polizei. «Auch Ihre Nummer wird den Ermittlungsbehörden wegen Belästigung gemeldet», teilte er einem Kritiker mit, wie Twitter-User Olivier Oswald publik machte.
«Es gibt Leute, die mehrere Male anrufen und immer aufhängen», bestätigt Glarner auf BLICK-Nachfrage. «Die werde ich teilweise melden.»
Im Einstecken ist der SVP-Asylchef offenbar nicht so gut wie im Austeilen. Unterdessen wird der Druck auf ihn und die SVP grösser. Seine SVP-Parlamentskollegen wollen nicht mehr länger zuschauen und die Causa an der Fraktionssitzung vom kommenden Dienstag thematisieren, wie der SonntagsBlick berichtete. Auch die Parteispitzen der SVP Schweiz und der SVP Aargau sollen sich über den Fall Glarner austauschen.