Autofahrer, aufgepasst! In der Stadt Luzern wird derzeit an der Friedentalstrasse geblitzt. Radaranlagen stehen zudem an der Rothenstrasse, der Haldenstrasse oder beim Luzernerhof. Aber auch wer auf der A2 Höhe Emmen unterwegs ist, sollte nicht zu stark aufs Gas treten. Insgesamt 28 Geschwindigkeitsmessanlagen sind in und rund um die Stadt Luzern in Betrieb.
Seit Sommer 2021 veröffentlicht die Kantonspolizei Luzern auf ihrer Website die Standorte ihrer stationären und mobilen Blitzkästen. Genauso wie St. Gallen und seit Juli auch der Kanton Solothurn. Die Polizei Basel-Stadt publiziert lediglich die Standorte der stationären Blitzkästen. In anderen Kantonen behält die Polizei diese Informationen für sich.
Blitzkasten-Karte für alle statt für wenige
Dieser Flickenteppich ärgert den Aargauer SVP-Nationalrat Thomas Burgherr (60). «Es kann nicht sein, dass man von einem Kanton in einen anderen fährt und andere Regelungen hat», findet er. Unter dem Titel «Blitzkasten-Karte für alle statt für wenige» – angelehnt ausgerechnet an einen SP-Slogan – fordert er den Bundesrat auf, für eine schweizweit einheitliche Lösung zu sorgen. Für Burgherr ist klar, dass dies der Verkehrssicherheit dienen würde.
«Mich nervt, dass Kantone und Städte Bussgelder budgetieren und dann Blitzkästen dort platzieren, wo sie möglichst viel einbringen und nicht dort, wo sie nötig wären – wie bei Schulen», kritisiert Burgherr. Selber ist er letztmals vor zwei Wochen geblitzt worden, «aber ich war nicht viel zu schnell», beteuert er.
Präventive Wirkung oder Freipass für Raser?
Burgherr verweist etwa auf St. Gallen: Seit der Kanton die Standorte der Radaranlagen veröffentlicht, sei die Zahl der Unfälle um 15 Prozent gesunken. Autofahrer seien grundsätzlich vorsichtiger unterwegs und würden nicht nur punktuell bremsen, glaubt Burgherr: «Die Veröffentlichung der Standorte von Radaranlagen entfaltet also eine präventive Wirkung.» Die Automobilisten seien sensibilisiert und dadurch aufmerksamer.
Ganz anders sieht das SP-Nationalrätin Gabriela Suter (49). «Das wäre ein Freipass für alle Schnellfahrerenden, die Radarkontrollen würden ihre abschreckende und präventive Wirkung verlieren», ist sie überzeugt. Tempolimiten würden ausgehebelt. Sie seien aber genau dazu da, um Unfälle zu vermeiden. Suter: «Wer sich an die Limits hält, hat nichts zu befürchten.»
Experten raten ab
Auch die Polizeikorps in St. Gallen, Luzern und Solothurn können eine Verbesserung der Verkehrssicherheit nicht bestätigen. Für eine solche Auswertung fehlten schlicht die Ressourcen, sagt der Luzerner Polizeisprecher Christian Bertschi. Das geht seinem St. Galler Kollegen Pascal Häderli ähnlich: «Wir stellen allerdings seit vielen Jahren rückläufige Unfallzahlen fest.» Dies habe aber diverse Gründe. Was die veröffentlichen Radarstandorte dazu beitragen, sei unklar.
Da wird die Beratungsstelle für Unfallverhütung (Bfu) deutlicher: Der Zwang zur Ankündigung sämtlicher Radarstandorte geht ihr zu weit. «Das wäre ein Freipass für Schnellfahrer. Damit würden die Kontrollen ihre generelle unfallverhütende Wirkung verlieren», gibt Bfu-Sprecher Nicolas Kessler zu bedenken. Mit Blick auf die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmenden sei die Beratungsstelle deshalb klar gegen eine Pflicht zur Ankündigung aller Radarstandorte.
Überhöhte Geschwindigkeit ist eine der Haupt-Unfallursachen. Mit 60 Toten sei mehr als ein Viertel der tödlichen Unfälle auf Schweizer Strassen darauf zurückzuführen. «Polizeikontrollen rufen die Geschwindigkeitslimiten in Erinnerung, haben eine abschreckende Wirkung und wirken dadurch präventiv», betont Kessler. Doch: «Dazu müssten die Autofahrer «jederzeit und überall mit Polizeikontrollen rechnen».