Im Schatten von Ueli Maurers Rücktritt bahnt sich in Zürich ein Politkrimi an. Durch die angekündigte Demission von FDP-Ständerat Ruedi Noser per Ende Legislatur wird eines der prestigeträchtigsten politischen Ämter frei, das der Kanton im nationalen Wahljahr 2023 zu vergeben hat.
Die Wiederwahl von Nosers sozialdemokratischem Kollegen Daniel Jositsch steht ausser Zweifel – womit das Rennen im bürgerlichen Lager eröffnet ist. Die FDP setzt auf Nationalrätin und Wirtschaftsfunktionärin Regine Sauter.
Rutz verlässlich auf Herrliberg-Linie
Bleibt die Frage, mit wem die grösste Partei, die SVP, angreift. Wie SonntagsBlick aus bestens unterrichteten Quellen erfahren hat, sind bei der von alt Regierungsrätin Rita Fuhrer präsidierten Findungskommission zwei interessante Namen deponiert: Gregor Rutz und Alfred Heer – zwei ziemlich unterschiedliche Ausprägungen von SVP-Politikern.
Rutz, der auch als Bundesratsanwärter gehandelt wird, ist der Prototyp eines Angehörigen des inneren Parteizirkels: von der Goldküste wie die Zürcher SVP-Prominenz, verlässlich auf Herrliberg-Linie, Akademiker, Unternehmer, Zünfter. Geschmeidig, auch im Umgang mit politischen Gegnern. Schrille Töne sind von ihm nicht zu vernehmen. Rutz ist rechts und nett.
Heer ein integrer Chrampfer
Heer stammt aus Zürich, Kreis 4, gilt als eigenständiger Kopf und kritisiert auch mal die Parteileitung. 2015 motzte er über deren «Gaga-Wahlkampf». Doch wer ihn auf solche Aussagen reduziert, liegt falsch. Als Mitglied des Europarats hat er sich zum international respektierten Experten für die Staaten Osteuropas entwickelt, spricht mehrere Sprachen fliessend und hat sich als parlamentarischer Geschäftsprüfer einen Ruf als integrer und unabhängiger Chrampfer erarbeitet.
Rita Fuhrer wird der Parteileitung einen Vorschlag zuhanden der Delegierten machen. Sie könnte indes auch anderswo Königsmacherin sein: Bei der Kandidatensuche für die Maurer-Nachfolge ist sie ebenfalls involviert.
Weder sie noch Rutz und Heer wollten Stellung nehmen.