Geht es um Recht und Ordnung, markiert die SVP gern Härte. Die Schweiz dürfe kein Eldorado für Kriminelle werden. Spürbare Strafen und konsequenter Vollzug sollten dafür sorgen.
Dazu passt, dass die SVP-Bundeshausfraktion am Freitag den Schulterschluss mit der Zürcher Polizei suchte. Rund 30 Parlamentarier und Parteimitarbeiter begleiteten die Stadtpolizei auf ihren Routinepatrouillen in der Innenstadt, die in der lauen Frühlingsnacht dicht bevölkert war.
SVP-Politiker erleben die Routine
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Um 2 Uhr früh stiegen nach rund drei Stunden Streife keine enthusiastischen Hobby-Polizisten aus den Fahrzeugen. Die Politiker, festgezurrt in ihren Schutzwesten, zeigten sich tief beeindruckt von «den ruhigen, abgeklärten Einsätzen mit der richtigen Dosis Menschlichkeit» (SVP-Asylhardliner Andreas Glarner, 56), «der aufreibenden, aber ein bisschen frustrierenden Arbeit» (SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi, 40) und «dem leider ganz normalen Dichtestress» (Sicherheitspolitiker Thomas Minder, 58).
Vielleicht lag es auch daran, dass die Stadtpolizei ausser der Vorführung eines Wasserwerfers in der Busgarage Hardau auf jegliche Show verzichtete. Die SVP-Politiker erlebten die eingespielte Routine in der Einsatzzentrale und auf Streife. Die Stapo rückte derweil rund 100 Mal aus – wobei sich Markus Hollenstein (46), Chef Sonderkommissariat, über die Zahl der Einsatzmittel und -kräfte ausschwieg: zu vertraulich. Selbst für die SVP.
Parteipräsident Rösti an der Seitenlinie
Aber Parteipräsident Albert Rösti (51) stand an der Seitenlinie, als im Langstrassenmilieu zwei Rumänen angehalten oder lärmende Jugendliche ermahnt wurden. Dass die Secondos ihn nicht erkannten, war ihm offensichtlich recht.
SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr (35) wurde von den Polizisten am Utoquai angewiesen, ihre Schutzweste mit dem Aufdruck «Polizei» auszuziehen, falls Flaschen in ihre Richtung fliegen. «So hätte ich mich sofort distanzieren können und mich nicht verteidigen müssen», rühmt Gutjahr die Raffinesse dieser auf Beruhigung setzenden Strategie.
Härte auf dem Papier und im Alltag ist halt nicht das Gleiche. Oder wie es Minder sagte: «Die sichere Schweiz gibt es nur im Bilderbuch.»