Der Kampf ums Berner Stadtpräsidium spitzt sich zu. Gemäss einer aktuellen Umfrage der Zeitung «Bund» liegt Kronfavoritin Ursula Wyss (SP) hinter Alec von Graffenried (Grüne) nur auf Platz zwei. Dank des Supports von Bundesrätin Simonetta Sommaruga konnte die SP-Frau vielleicht ein paar Stimmen gutmachen.
Am Wochenende posierte die Justizministerin an einer Wahlkampfveranstaltung für ein Foto. Wyss schrieb dazu: «Auch Simonetta Sommaruga unterwegs für die Stapi. Merci!» Die Magistratin hatte den Auftritt im Breitenrain-Quartier einem Besuch der 25. Jugendsession im Bundeshaus – fünf Tramstationen entfernt – vorgezogen (BLICK berichtete).
Die Konkurrenz der SP-Kandidatin reibt sich die Augen. CVP-Anwärter Reto Nause, Sicherheitsdirektor der Bundesstadt, sagt: «Bei mir kommt in solchen Fällen immer Bern zuerst.» Schon oft habe er für offizielle Auftritte auch seine Parteikollegen enttäuschen müssen.
«Sehr erstaunt über Prioritätensetzung»
FDP-Kandidat Alexandre Schmidt, ebenfalls Mitglied im fünfköpfigen Gemeinderat, Berns Exekutive, meint auf Anfrage: «Wenn Ursula Wyss Bundesrätin Sommaruga einspannt, dann soll es so sein.» Man befinde sich nun in einem Wettbewerb, «und da verfolgt jeder seinen eigenen Weg», stichelt der Finanzdirektor.
Verärgert ist Nationalrat Erich Hess, einer der drei SVP-Kandidaten. «Ich bin schon sehr erstaunt über die Prioritätensetzung von Simonetta Sommaruga», sagt er. Deren Sprecher hatte erklärt, die Bundesrätin habe Wyss bloss kurz besucht, «da sie ohnehin in der Stadt war, um einzukaufen». Dabei habe sie die «für solche Anlässe gebührende Zurückhaltung gewahrt».