Sie strahlte wie ein Adventslicht, als sie gestern kurz vor Mittag in den Nationalratssaal trat. Kein Wunder: Die Bundesversammlung hatte Justizministerin Simonetta Sommaruga soeben mit einem Glanzresultat zur Chefin des Bundesrats gewählt:
181 Stimmzettel trugen ihren Namen, das beste Ergebnis, das eine Frau je erzielte!
Auch das gabs noch nie: Sommaruga ist die erste Bundespräsidentin, die während Bundesratssitzungen mühelos prüfen kann, ob in ihrem Wohnzimmer das Licht brennt. Schaut sie von ihrem Präsidentensessel durchs Fenster, blickt sie nämlich direkt auf ihr Haus am Gurtenhang in Spiegel bei Bern. Jedenfalls bei klarer Witterung.
Sommaruga ist wohl auch die erste Studienabbrecherin an der Spitze des Bundesrats. Ihre Ausbildung als Konzertpianistin meisterte sie zwar mit Bravour, das anschliessende Anglistik-Studium jedoch schmiss sie hin.
Sprachbegabt ist sie dennoch: In ihrer Antrittsrede variierte Sommaruga zwischen astreinem Deutsch, Französisch und Italienisch. Sogar Rumantsch sprach sie so einwandfrei, dass mehrere Bündner Politiker den Ratssaal mit feuchten Augen verliessen.
Das dürfte auch ihrem Ehemann, Schriftsteller Lukas Hartmann (70), gefallen haben. Er verfolgte die Wahl mit seinem Sohn aus erster Ehe, Jonas Lehmann (29). Hartmann sucht an ihrer Seite nicht das Rampenlicht: «Ich bin auch 2015 primär Schriftsteller und nicht der First Gentleman», sagte er BLICK.
Auch gut zu wissen: Falls 2015 zum Krisenjahr wird, bringt Sommaruga Erfahrung als Könizer Feuerwehrministerin mit.