Studie zu Corona-Impfstoff
BAG lässt Forscher warten

Seit Monaten wäre ein Schweizer Forschungsteam bereit, einen vielversprechenden Corona-Impfstoff zu testen. Doch es wartet noch immer auf grünes Licht vom Bund.
Publiziert: 04.10.2020 um 11:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.10.2020 um 07:54 Uhr
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In den USA testet der US-Pharmakonzern Moderna derzeit seinen Corona-Impfstoff.
Foto: AFP

Mit Hochdruck arbeiten Forscher weltweit daran, einen Impfstoff gegen das Coronavirus zu entwickeln. Einen vielversprechenden Wirkstoff ist die US-Pharmafirma Moderna am Testen. Dessen Name: mRNA-1273. In den USA läuft derzeit eine Studie mit mehreren Tausend Probanden.

Auch Schweizer Forscher würden bei der Entwicklung gerne mithelfen. Eine klinische Studie wäre aufgegleist – doch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) bremst, wie die «SonntagsZeitung» berichtet.

Bereits vor Monaten hätten das Schweizerische Tropen- und Public-Health-Institut und die Universität Basel beim BAG ein Gesuch um finanzielle Unterstützung der Studie eingereicht, an der die Unispitäler Basel, Zürich und Genf und das Kantonsspital St. Gallen beteiligt sind. Acht Millionen Franken soll sie kosten. Doch ein Entscheid des Bundes steht noch immer aus.

«Teams könnten morgen loslegen»

Marcel Tanner, Epidemiologe der Uni Basel und Mitglied der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, kann das Zögern nicht nachvollziehen. «Ich weiss nicht, was noch abgeklärt werden muss», sagt er zur «SonntagsZeitung.» «Die Teams könnten morgen loslegen.»

Die Mitarbeit an der Entwicklung von Impfstoffen sei für die Schweiz wichtig, sagt er. «Nur wenn wir uns an der Forschung und Entwicklung beteiligen, können wir auch bei der Verteilung des Impfstoffs gewichtiger und global mitreden.»

Das Bundesamt für Gesundheit teilt auf Anfrage mit, das Gesuch werde «zurzeit evaluiert».

SVPler sind am skeptischsten gegenüber Impfung

Eine Umfrage des Verlags Tamedia zeigt derweil, dass nur für eine knappe Mehrheit der Bevölkerung derzeit in Frage kommt, sich impfen zu lassen. 54 Prozent der gut 15'000 online Befragten beantworteten die Frage mit Ja, 41 Prozent sind gegen eine Impfung.

Männer würden einer Impfung eher zustimmen als Frauen. Während sich 61 Prozent der befragten Männer für eine Impfung aussprechen, waren es von den Frauen nur 48 Prozent. Einen grossen Unterschied gibt es je nach Altersgruppe: Von den über 65-Jährigen – den stärker gefährdeten Personen – würden sich 70 Prozent impfen lassen, von den 18- bis 35-Jährigen nur 45 Prozent.

Betrachtet man die politische Orientierung, sind Anhänger der GLP und der SP mit 65 beziehungsweise 64 Prozent am ehesten bereit, sich impfen zu lassen. Von den FDP-Sympathisanten wären 61 Prozent bereit, von den CVP-Anhängern 59 Prozent. Bei den Grünen sind es noch 53 Prozent und bei der SVP liegt der Anteil derjenigen, die sich impfen lassen würden, noch bei 41 Prozent. (lha/SDA)

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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