Kommission hat Rassismus in Lehrmitteln untersucht
«Indianer» werden aus Schulbüchern verbannt

Die Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus übt Kritik an den heutigen Schulbüchern. Zwar sei vermehrt von «Native Americans» statt «Indianern» die Rede. Doch das Thema Rassismus müsse in den Lehrplan aufgenommen werden, fordert sie.
Publiziert: 19.06.2023 um 10:44 Uhr
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Aktualisiert: 19.06.2023 um 14:47 Uhr
Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus empfiehlt, das Thema Rassismus in die Lehrpläne der Schweizer Schulen aufzunehmen. (Themenbild)
Foto: Keystone

Rassismus steht nicht auf den Lehrplänen von Schweizer Schulen, und in Lehrmitteln fehlt trotz Sensibilisierung für rassistische Begriffe ein umfassendes Verständnis von Rassismus. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus (EKR).

Sie ortet zwar positive Entwicklungen in Lehrmitteln. Zum Beispiel werde in Lehrmitteln der Begriff «Indianer» mit «Native Americans» ersetzt. Auch von der «Kolonialen Schweiz» sei die Rede.

Gehe es in Schulbüchern um Rassismus, dann werde dieser aber als historisches oder zwischenmenschliches Phänomen dargestellt. Es gehe etwa um Kolonialismus, Rassentheorien, Nationalsozialismus oder Rassismus in fernen Ländern.

Fast nur Weisse zu sehen

Rassismus, wie er gesellschaftliche Machtverhältnisse präge, sei dagegen nicht präsent. Die gesellschaftliche «Normalität» werde in Lehrmitteln «eher homogen weiss» dargestellt, so die Kommission. Erwachsene würden häufiger weiss abgebildet als Kinder. Erwachsene People of Color seien vor allem im Zusammenhang mit Themen wie Armut, Flucht oder Asyl – oder fernen Ländern – zu sehen.

Die aktuelle Migration werde meist aus europäischer Perspektive dargestellt, schreibt die EKR zur Studie. Migrantinnen und Migranten träten kaum je als autonome Subjekte in Erscheinung. Vielmehr seien sie Teil von Bewegungen, Zahlen und Grafiken. An Zugängen, um Fragen zu Teilhabe und Zugehörigkeit zu diskutieren, fehle es meist.

Rassismus müsse Teil des Lehrplans werden

Die EKR empfiehlt, Rassismus in den Lehrplänen der obligatorischen Schule zu verankern. Lehrerinnen und Lehrer müssten zudem in der Lage sein, rassismuskritische Bildung konzipieren, gestalten und moderieren zu können. Die Kompetenzen dafür müssten sie bei der Aus- und Weiterbildung erwerben können.

Für die kantonale Begutachtung von Lehrmitteln brauche es punkto Rassismus klare Kriterien. Diese sollten es erlauben, zu beurteilen, ob ein Lehrmittel das Thema in sinnvoller Weise thematisiere und ob es gesellschaftliche Diversität repräsentiere.

In Schulbüchern muss laut der EKR die strukturelle Dimension von Rassismus erfasst werden. Nur so könnten die wirtschaftliche, politische und soziale Bedeutung von Rassismus in der Gegenwart nachvollziehbar gemacht werden. Und nur unter dieser Voraussetzung könnten kritische Reflexionen angestossen werden. (SDA/lha)

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