Studie muss Fakten liefern
Sind die Lehrer im Aargau zu links?

Drei Kanti-Schüler kamen in ihrer Maturaarbeit zum Schluss: Aargauer Mittelschulen sind zu links – und haben damit eine hitzige Diskussion losgetreten. Nun soll eine Untersuchung durchgeführt werden. Was das bringen soll, weiss niemand so recht.
Publiziert: 29.06.2022 um 20:23 Uhr
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Drei Schüler der Kanti Baden haben mit ihrer Maturaarbeit eine Debatte losgetreten.
Foto: Blick

Schülerinnen und Schüler nehmen die Aargauer Mittelschulen als politisch nicht neutral wahr: Zu diesem Schluss sind drei Jugendliche der Kanti Baden in ihrer Maturaarbeit gekommen. Das hat nun das Aargauer Parlament auf den Plan gerufen, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet.

FDP-Grossrat Adrian Schoop (36) findet die Ergebnisse der Umfrage «erschreckend» und «beängstigend» – und will dem nun nachgehen. Der Kanton soll eine eigene, repräsentative Umfrage zum Thema durchführen lassen, fordert er in einem Vorstoss. Diesen hat das Parlament mit 75 zu 54 Stimmen an den Regierungsrat überwiesen. Im Schulgesetz sei klar festgehalten, dass Schulen politisch und religiös neutral sein müssen, sagte Bildungsdirektor Alex Hürzeler (57) bei der Debatte im Grossrat.

Studie – und was dann?

Nach dem Zoff um den Genderstern an Kantonsschulen geht der Schulstreit im Aargau jetzt also in eine nächste Runde. Welche externe Firma die repräsentative Studie, wie Schoop sie fordert, durchführen wird, ist zurzeit noch offen. Im Gespräch sei das Meinungsforschungsinstitut Sotomo, so SVP-Politiker Alex Hürzeler.

Doch was ist überhaupt das Forschungsziel? Das weiss das Bildungsdepartement selbst noch nicht so recht. Das Studiendesign müsse erst entwickelt werden. Grundsätzlich werde man aber dasselbe tun, was auch die drei Maturanden gemacht hätten. Allerdings breiter abgestützt und mit wissenschaftlichen Methoden.

Was man dann mit den Ergebnissen anfängt, weiss Hürzelers Departement auch noch nicht so genau. Es gehe darum, herauszufinden, ob Handlungsbedarf bestehe, antwortet die Behörde auf Anfrage schwammig.

Fokus sollte dort liegen, «wo es brennt»

SP-Grossrätin Carol Demarmels (44) fragt sich, was die Folge wäre, wenn die Studie tatsächlich ein «signifikantes Ergebnis» liefern würde. «Die einzige Lösung wäre, die politische Bildung in allen Fächern komplett aus dem Lehrplan zu streichen.» Und dies könne nicht im Sinne eines demokratischen Landes sein.

Sie würde die Ressourcen lieber dort einsetzen, wo es ihrer Ansicht nach brennt: beim massiven Lehrermangel im Kanton. Mit einer solchen Untersuchung riskiere man «zusätzlichen Druck und Aufwand für Schulen und Lehrpersonen», sagt Demarmels, die selbst als Fachhochschul-Dozentin tätig ist.

«Man sollte die wenigen Lehrpersonen, die dem Beruf und dem Aargau treu geblieben sind, nicht durch ein derartiges Misstrauensvotum vergraulen», findet die Politikerin. Neben der SP sehen auch die Grünen keinerlei Notwendigkeit, Geld für eine solche Umfrage auszugeben.

Bürgerliche sehen es anders

Die Bürgerlichen hingegen sind ganz anderer Meinung. Die SVP findet die Untersuchung dringend nötig. Man wisse schon lange, dass die Mittelschulen vermehrt nach links rutschen würden. Aber jetzt wollen es die Bürgerlichen offenbar ganz genau wissen. (lm)

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