Der Umzug des Berner Radiostudios der SRG löst seit Wochen heftige Reaktionen aus. Alle Bemühungen von Politikern und betroffenenen Journalisten, die Redaktion in Bern zu behalten waren erfolglos. Denn am Mittwoch wurde klar: Die SRG bleibt bei ihrer Entscheidung (BLICK berichtete). Die Informationsabteilung zügelt nach Zürich.
Auch Schriftsteller und Medienschaffender Pedro Lenz kritisiert den Umzug am Freitag in einem Interview mit dem «Tagesanzeiger». «Ob der Spareffekt des Umzugs gross ist, bezweifle ich», sagt er. Es sei vielmehr der Arroganz der Zürcher zu verschulden, sie würden sich als «Nabel der Welt» sehen.
«Die Landbewohner wirken bei SRF oft dumm, wie inzestgeschädigt»
Auf die Frage, wie sich denn der zürichfixierte Blick der SRG auf die Schweiz manifestiere, antwortet Lenz: «Dafür gibt es viele Beispiele. Die Landbewohner wirken bei SRF oft dumm, wie inzestgeschädigt.» Er zählt die Figuren des «Bestatters» oder von «Wilder» dazu. «Das sind Produkte, die in Zürcher Büros hergestellt wurden von Zürchern, die die Leute auf
dem Land nicht kennen, die nicht rausgehen.»
Auch der Berner SRF-Mann Ueli Schmezer ist erschüttert und verbündet sich mit Lenz: «Im Journalismus zählen nachvollziehbare, begründete Argumente. Wo sind sie in diesem Entscheid? Eine schmerzhafte Erfahrung für einen Herzblut-SRGler», kommentiert der «Kassensturz»-Moderator auf Twitter.
Zürich wehrt sich
Die Zürcher SVP-Nationalrätin Natalie Rickli – selbst nicht gerade als SRG-Lobbyistin bekannt – nervte sich dafür über Lenzens Anti-Zürich-Reflex: «Jetzt hats mir wegen Pedro Lenz grad die Sprache verschlagen», schreibt sie auf Twitter. Dabei hebt sie mit einem Leuchtstift den Satz mit den Inzestvorwürfen hervor.
Ähnlich kritisch sieht es die «Tagesanzeiger»-Chefredaktorin Judith Wittwer: «Der Verdacht liegt nahe, dass Lenz die Stadt und ihre Leute, über die er so flucht, gar nicht richtig kennt», schreibt sie in ihrem Kommentar – und verteidigt Zürich. Wittwer: «Der Entscheid über den Umzug fällte der SRG-Verwaltungsrat mit einem Walliser als Präsidenten und Vertretern mehrerer Landesteile. Zürich schwieg – 170 Arbeitsplätze hin oder her.»