Streit um Asylzentrum Giffers FR
Fieser Fake-Brief verunsichert Einwohner

Unbekannte haben in Giffers FR massenhaft gefälschte Briefe mit der Unterschrift von Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in Umlauf gebracht. Das zuständige Departement ist empört und behält sich rechtliche Schritte vor.
Publiziert: 14.04.2015 um 11:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:01 Uhr
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«An die EinwohnerInnen der Gemeinde Giffers»: Dieser Brief landete heute in Briefkästen der Bewohner.
Foto: PD
Von Florian Imbach

Einwohnerinnen und Einwohner der Gemeinde Giffers FR staunten nicht schlecht, als sie heute Vormittag ihre Briefkästen leerten. Das Asylzentrum für 300 Flüchtlinge im Dorf soll nun doch nicht umgesetzt werden: «Die Planung des Bundeslagers für Asylsuchende in Giffers wird per sofort eingestellt.» Dies steht in einem vermeintlich offiziellen Brief des Staatssekretariat für Migration SEM an «die Einwohnerinnen der Gemeinde Giffers».

Der Brief trägt sogar die Unterschrift der Bundespräsidentin und obersten Chefin des SEM, Simonetta Sommaruga. Doch die Einwohner Giffers haben sich zu früh gefreut. Der Brief ist nicht echt. Das zuständige Justizdepartement EJPD bestätigt: «Der Brief ist eine Fälschung.» Departements-Sprecher Philipp Schwander sagt gegenüber Blick.ch: «Das EJPD distanziert sich in aller Form von diesem fingierten Schreiben und dessen Inhalt. Es verurteilt aufs Schärfste, dass Unbekannte mit unwahren Aussagen Verunsicherung stiften.» Ob die dreiste Fälschung Folgen haben wird, ist noch unklar. Schwander sagt, das EJPD behalte sich rechtliche Schritte vor.

Die Fälschung ist äussert gut gemacht. Auf dem Couvert prangt das Logo der Eidgenossenschaft, der Brief ist im Layout der Bundesverwaltung gehalten, sogar die Telefonnummer stimmt. Wer anruft, hat die Zentrale des Staatsekretariats für Migration am Apparat.

Doch wer steckt hinter der professionellen Fälschung? Bis jetzt hat sich niemand dazu bekannt. Das Justizdepartement tappt im Dunkeln. Der Inhalt des Briefes lässt aber auf linke Aktivisten schliessen. Denn nach einer eher nüchternen Einleitung folgt eine eigentliche Abrechung mit der aktuellen Asylpolitik des Bundesrates. Flüchtlinge würden «kategorisiert und kriminalisiert». Der «strukturelle Rassimus im Umgang mit Asylsuchenden» habe «rassistisches Gedankengut in der Gesellschaft» gefördert.

In Giffers soll das erste Bundesasylzentrum der Schweiz entstehen. Die Pläne des Bundes stossen auf grossen Widerstand in der Gemeinde. Das Justizdepartement hält fest, dass sich an den Plänen nichts geändert habe: «Der Bund wird ab 2017 in Giffers ein Asylzentrum mit einer Aufnahmekapazität von maximal 300 Plätzen betreiben.»

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