Marzipanfigürchen auf einem Stück Hochzeitstorte (Symbolbild)
Foto: Keystone

Steuerbeamte laufen Sturm
Bundesrat will Heiratsstrafe abschaffen

Der Bundesrat will der Heiratsstrafe an den Kragen. Doch jetzt schlagen die Steuerbeamten Alarm. Um das neue Gesetz umzusetzen, bräuchte es mehr Personal und neue Informatik, warnen sie.
Publiziert: 08.09.2019 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 08.09.2019 um 19:03 Uhr
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Will die Heiratsstrafe endlich abschaffen: CVP-Ständerat Pirmin Bischof.
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Tobias Bruggmann

Der schönste Tag im Leben soll künftig nicht mehr von Steuern getrübt werden. Bislang wurden verheiratete Paare mit einem hohen Einkommen eine Heiratsstrafe auferlegt, das heisst, sie mussten mehr Steuern bezahlen, als wenn sie nicht verheiratet wären. Am Montag behandelt der Ständerat einen Vorstoss von Pirmin Bischof (60, CVP), der die Abschaffung der Heiratsstrafe fordert. Bereits jetzt liegt ein Vorschlag des Bundesrates auf dem Tisch, der die Bestrafung beseitigen will.

«Der Bundesratsvorschlag bringt einen Riesenaufwand», klagt Jakob Rütsche (66), Präsident der Schweizerischen Steuerkonferenz, dem Zusammenschluss aller kantonalen Steuerverwaltungen und der Eidgenössischen Steuerverwaltung. Die Ehepaare müssen wie gewohnt die Steuererklärung einreichen. Die Steuerämter sollen zukünftig aber zwei Mal rechnen: Einmal den Ehetarif und einmal den Konkubinatstarif. Bezahlen müsste das Paar den tieferen Betrag.

Mehr Personal und Informatik

«Wenn alles normal verläuft, kann das der Computer machen. Aber sobald spezielle Abzüge kommen, ist er überfordert», warnt Rütsche. Die Folgen könnten teuer werden. «Dann braucht es mehr Personal und mehr Informatik.»

Wie viel Personal mehr, kann Rütsche nicht beziffern. «Das ist von Kanton zu Kanton unterschiedlich. In Obwalden kann eine zusätzliche Stelle reichen, in Zürich braucht es sicher mehr.»

Ständerat Bischof, der auch die zuständige Kommission präsidiert, sieht das anders. «Die Hauptarbeit hat der Bürger, wenn er die Steuererklärung ausfüllt. Die Steuerämter müssen neu einfach noch eine zweite Schattenrechnung machen.» Diese Methode sei aber sicher weniger aufwendig als die Individualbesteuerung, sagt Bischof.

Auch Individualbesteuerung hat Nachteile

SP-Ständerat Roberto Zanetti (64) ist gegen die höhere Arbeitsbelastung für die Steuerämter. «Es ist sicher keine Erleichterung für die Steuerbehörden», sagt er. Zusammen mit der FDP plädiert seine Partei für die Individualbesteuerung. «Das Steuersystem wird so gerechter und für die Behörden übersichtlicher und einfacher.»

Doch für die Steuerämter bedeutet auch die Individualbesteuerung mehr Arbeit. «Sie bringt uns die doppelte Menge an Steuererklärungen», sagt Rütsche. Dazu wäre die Umstellung schwierig. «Wissen die Ehepaare noch, wem was gehört?»

Ein weiterer Vorschlag

Auch Rütsche hat einen Vorschlag zur Beseitigung der Heiratsstrafe: «Es wäre sinnvoller, den Bundessteuertarif zu überarbeiten und dann ein Voll- oder Teilsplitting einzuführen.» Beim Vollsplitting wird das Einkommen zusammengezählt und danach durch zwei geteilt. Beide Ehepartner erhalten dann eine separate Steuerrechnung. Dieses Modell wird bereits in einigen Kantonen angewandt.

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