Was ist bloss in Peer Steinbrück gefahren? Im Interview mit der «Schweiz am Sonntag» geht der ehemalige SPD-Kanzlerkandidat auf Kuschelkurs mit der Schweiz. Er, der den Eidgenossen im Steuerstreit mit Deutschland einst mit der Peitsche drohte – und unsereins mit Indianern verglich.
Nun gibt sich «Peitschen-Peer» versöhnlich. Der 68-Jährige lobt Schweizer Politik und den hiesigen Finanzplatz. «Es ist ein enormer Qualitätssprung, dass die Schweiz dem automatischen Informationsaustausch zugestimmt hat – und dass die Banken zu einer absoluten Weissgeldstrategie übergegangen sind», sagt er. Und ergänzt: «Das verdient Anerkennung.»
An seinem Kavallerie-Ausspruch, der 2009 für Furore im Land sorgte, hält Steinbrück aber fest. «Ich bleibe dabei, dass meine ursprüngliche, überaus diplomatisch geäusserte Kritik berechtigt war», sagt er. «Ich kenne die Umgangsformen in der Schweiz mittlerweile ganz gut. Die Menschen sind immer höflich, zurückhaltend und lassen dem Gegenüber viel Raum. Aber irgendwann war der Zeitpunkt einfach gekommen, Klartext zu sprechen.»
Zurückhaltend äussert sich Steinbrück denn auch zur Frage, was ein EU-Beitritt für die Schweiz bedeuten würde. «Die Schweiz steht in der Tradition, ihre Unabhängigkeit zu wahren. Welchen Weg in Europa sie eingeht, ist ihre Entscheidung.» Wolle man einem Verein beitreten, müsse man sich allerdings an die geltenden Regeln halten.
Was die Beziehung zwischen der Schweiz und der EU angesichts der aktuellen Spannungen betrifft, beruhigt Steinbrück. «Bilaterale Abkommen werden weiterhin möglich sein», ist der Deutsche überzeugt. (lha)