Der Abstimmungskampf zur 13. AHV-Rente zieht bereits an. Pierre-Yves Maillard (55), Chef des Gewerkschaftsbunds, bringt zum Start der Kampagne Beispiele von Rentnern, die mit ihrer Pension nicht über die Runden kommen.
Der Lausanner Ökonomieprofessor Marius Brülhart sagt zur «NZZ am Sonntag» allerdings, dass die Aussage, wonach der Ruhestand beim Normalbürger zu einem finanziellen Abstieg führe, falsch sei: «Gemäss Statistik steht die Mehrheit der Rentner finanziell gut da. Sie sind zudem seltener von Armut betroffen als jüngere Altersgruppen.»
Alleinstehende Person startet mit 130'000 Franken
Dazu gibt es eine Studie von Philippe Wanner, Professor für Demografie und Sozioökonomie an der Universität Genf. Er hat im Auftrag des Bundes die Steuerdaten aus elf Kantonen analysiert. Bei den Rentnern stiess er dabei auf ein beträchtliches Polster.
Laut der Studie startet eine alleinstehende Person ihren Ruhestand mit Ersparnissen von 130’000 Franken. Gar 370’000 Franken beträgt das Nettovermögen in einem Paarhaushalt. Danach wird aber nicht davon gezehrt – im Gegenteil: Das Vermögen vieler Rentner wächst an. Nicht zuletzt dank der Pensionskasse. Alleinstehende weisen mit 90 Jahren ein Vermögen von 210’000 Franken auf, Paare 420’000 Franken.
Hausbesitzer und Erbschaften
Ein Hauptgrund für das Vermögen: In der Altersgruppe 70 sind drei von vier Paarhaushalten Hausbesitzer. Und sogar noch mit 90 Jahren sind 60 Prozent Wohneigentümer. Hinzu kommen noch Erbschaften, die viele erst mit 60 oder 70 Jahren erhalten.
Der Anstieg gilt laut der Studie auch für den unteren Mittelstand: Dort beginnt die Pensionierung mit Ersparnissen von 54’000 Franken und liegt mit 90 Jahre bei 66’000 Franken. Finanziell gefährdet sind laut Autor Wanner vor allem alleinerziehende Frauen, Migranten, Bauern sowie ein Teil der Selbständigen, die am häufigsten in prekären finanziellen Verhältnissen leben. (neo)