Für den Joint in die Apotheke: In Basel startet am Montag ein Cannabis-Pilotprojekt. 374 Personen können im Rahmen der Studie namens «Weed Care» legal Gras beziehen.
Bei der Studie soll untersucht werden, was die Auswirkungen eines regulierten Cannabisverkauf sind auf die Gesundheit und das Suchtverhalten der Kiffenden. Sie wird vom Basler Gesundheitsdepartement in Zusammenarbeit mit den Universitären Psychiatrischen Kliniken und der Uni Basel durchgeführt und soll Fakten liefern für die Diskussion über die künftige Cannabispolitik.
Die erste Studiengruppe mit 180 Personen kann ab dieser Woche verschiedene Cannabis-Produkte in neun Apotheken kaufen – die zweite Studiengruppe dann in einem halben Jahr. Ein spezieller Ausweis berechtigt zum Bezug. Zum Verkauf stehen zwei Haschisch- und vier Bio-Cannabisblüten-Produkte des Aargauer Unternehmens Pure Production mit klingenden Namen wie «Lemon Tart» oder «Purple Gas». Sie kosten je nach THC-Gehalt 8 bis 12 Franken pro Gramm. Die Teilnehmer dürfen aufs Mal nicht mehr als 10 Gramm kaufen, weil der Besitz bis zu dieser Menge nicht strafbar ist.
Einer, der an diesem Forschungsprojekt teilnehmen wird, ist A.H.* «Dank der Studie kann ich reines Cannabis konsumieren.» In letzter Zeit sei das illegal verkaufte Gras oft gestreckt gewesen. «Da weiss man nie, was man erhält.» Er sei daher froh, dass er am Projekt teilnehmen könne, sagt er gegenüber Blick.
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Pilotversuch verzögerte sich
Das Interesse an der Basler Cannabis-Studie war gross. Knapp 700 Personen haben sich angemeldet. Gut die Hälfte ist nach bestimmten Kriterien zugelassen worden. Vier von fünf Teilnehmenden sind Männer, der Altersdurchschnitt beträgt 36 Jahre.
Der Pilotversuch hätte eigentlich bereits vergangenen Herbst starten sollen. Doch weil das Cannabis durch die Qualitätskontrolle der Basler Behörden fiel, verzögerte sich der Start.
Es ist der erste Cannabis-Pilotversuch, den das Bundesamt für Gesundheit bewilligt hat. Seit knapp zwei Jahren ist der sogenannte Experimentierartikel in Kraft, der solche Tests ermöglicht. Auch in Zürich, Olten, Bern, Biel, Luzern, St. Gallen, Genf und Baselland sind Projekte in Planung.
Nächster Schritt: Legalisierung
Nicht bei allen kommen die Cannabis-Studien gut an. Im Kanton Bern hat sich jüngst der Regierungsrat gegen Pilotversuche gestellt. Es gäbe bereits genügend Studien, um zu entscheiden, ob Cannabis legalisiert werden soll oder nicht, begründet die Regierung die ablehnende Haltung. Ausserdem seien die Signale, welche der Pilotversuch gerade auch an Jugendliche aussende, «äusserst ungünstig».
Im Parlament hirnt man derweil bereits am nächsten Schritt herum: der Cannabis-Legalisierung. Die Gesundheitskommissionen von National- und Ständerat haben 2021 einer parlamentarischen Initiative zugestimmt, welche Schluss mit der Illegalität machen und den Cannabis-Markt ganz neu regeln will. Grundlage für den Entscheid werden die Erfahrungen sein, die man in den Pilotversuchen sammelt. (lha)
* Name der Redaktion bekannt