«Stark verbreitet»
Die Schweiz hat ein Problem mit Vetternwirtschaft

Die Schweiz belegt im Index zur Wahrnehmung der Korruption im öffentlichen Sektor (CPI) von Transparency International 2023 den sechsten Platz. Sie erreichte 82 von 100 Punkten und hat laut der Organisation keine Fortschritte bei der Bekämpfung von Korruption gemacht.
Publiziert: 30.01.2024 um 07:16 Uhr
|
Aktualisiert: 30.01.2024 um 09:14 Uhr
Die Schweiz belegt im Index zur Wahrnehmung der Korruption von Transparency International 2023 den sechsten Platz. (Symbolbild)
Foto: Alessandro Crinari

Die Schweiz mag international für ihre Neutralität und Stabilität bekannt sein. Geht es aber um die Bekämpfung von Korruption, scheinen wir in einer Sackgasse festzustecken. Laut dem aktuellen Corruption Perceptions Index (CPI) von Transparency International rangiert die Schweiz auf dem sechsten Platz. Obwohl sie erneut zu den Top 10 gehört, stagniert sie bei 82 von möglichen 100 Punkten. Die erreichte Punktzahl entspricht derjenigen von 2022, wie Transparency International am Dienstag mitteilte.

Zwar stünden die hohen Werte für eine geringe Korruptionsanfälligkeit. Trotzdem habe sich die Schweiz auch in korruptionsrelevanten Bereichen, die der CPI nicht abdecke, kaum verbessert, hiess es weiter. Mängel bestünden vor allem bei der Bekämpfung von Geldwäscherei, der Korruption im Privatsektor, der Strafverfolgung von Unternehmen und beim Schutz von Whistleblowerinnen und Whistleblowern.

«Stark verbreitete Vetternwirtschaft»

Die Schweiz «sollte sich auf allen drei föderalen Stufen den Umgang mit Interessenskonflikten und die Regulierung des Lobbyings verbessern sowie Massnahmen gegen die weiterhin stark verbreitete Vetternwirtschaft treffen», sagt Martin Hilti, Geschäftsführer von Transparency Schweiz.

Auch hierzulande «ereignen sich immer wieder strafrechtlich relevante Korruptionsfälle, so wie kürzlich in der Stadt Biel, wo Mitarbeitende des Migrationsamtes verdächtigt werden, Aufenthaltsbewilligungen gegen Geld und sexuelle Handlungen ausgestellt zu haben», sagte Hilti im Interview der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das grösste Problem sei in der Schweiz aber die Vetternwirtschaft, also «Verbandlungen und damit verbundene Interessenskonflikte». Lobbying sei in der Schweiz zudem «im Kern unreguliert», so Hilti weiter.

Korruption weltweit weiterhin stark verbreitet

Der am Dienstag veröffentlichte CPI 2023 bekräftige, dass Korruption weltweit weiterhin stark verbreitet sei. Leider seien insgesamt keine signifikanten Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr zu erkennen. Noch immer erreichten über zwei Drittel der untersuchten Länder nicht einmal 50 der maximal möglichen 100 Punkte. Der Durchschnitt liegt unverändert bei rund 43 Punkten. Das Schlusslicht von 2023 bildet Somalia, während Dänemark weiter an der Spitze steht. Gemeinsam mit der Schweiz steht Schweden auf dem sechsten Platz.

Der CPI wurde 1995 als globaler Indikator zur Messung der Wahrnehmung von Korruption im öffentlichen Sektor rund um die Welt lanciert. Er erfasst mittlerweile 180 Länder. Die Einschätzungen zu den einzelnen Ländern werden durch Fachpersonen aus Wissenschaft und Wirtschaft vorgenommen.

(oco/SDA)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?