Gegen Gratis-Tests
Blocher auf Konfrontationskurs zur SVP

Alt Bundesrat Christoph Blocher ist gegen die Ausweitung der Zertifikatspflicht zur Eindämmung der Corona-Pandemie. Der Staat sollte sich zurückhalten. Im Vordergrund stehe die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger.
Publiziert: 16.09.2021 um 06:41 Uhr
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Aktualisiert: 16.09.2021 um 14:30 Uhr
Alt Bundesrat Christoph Blocher spricht sich für Wachsamkeit aus, damit der Staat im Zuge der Corona-Pandemie nicht zu viel Macht an sich reisst. (Archivbild)
Foto: Keystone

«Wer die Freiheit will, muss seine Tests selbst bezahlen», findet alt Bundesrat Christoph Blocher (80). Der SVP-Übervater findet deshalb, dass die Corona-Tests kostenpflichtig werden sollen. «Wer die Freiheit will, muss seine vielen Tests selbst bezahlen», sagte Blocher in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung».

Damit geht Blocher auf Konfrontationskurs zu seiner eigenen Partei. Denn die SVP-Bundeshausfraktion fordert, dass die Tests auch weiterhin gratis bleiben sollen, solange die erweiterte Zertifikatspflicht gilt. Dabei hatten ausgerechnet ihre eigenen beiden Bundesräte Guy Parmelin und Ueli Maurer (70) das Ende der Gratis-Ära im Bundesrat herbeigeführt.

Der Gesamtbundesrat will die Tests ab dem 1. Oktober kostenpflichtig machen, dürfte angesichts des Drucks aus dem Parlament aber am Freitag nochmals über die Bücher gehen.

Anzeichen für eine Diktatur seien da

In der Pandemie habe der Staat eine Vollmacht erhalten, sagte Blocher in dem Interview weiter. Das sei gefährlich. Die Politiker neigten immer dazu, ihre Macht auszudehnen, wenn sie nicht daran gehindert würden.

Anzeichen für eine Diktatur seien da, wiederholte Blocher frühere Aussagen seiner Tochter, SVP-Nationalrätin Magdalena Martullo-Blocher (52). Die Gelegenheit dazu sei gross. Eine Diktatur lasse sich auch scheindemokratisch einführen.

«Verwaltung diktiert diktatorisch»

Die ausserordentliche Lage verleihe dem Bundesrat ausserordentlich viel Macht. Der Rechtsstaat werde übergangen – vielleicht sogar legal. Die Verwaltung diktiere diktatorisch, was zu machen sei. Das gelte es, ernst zu nehmen.

Auf die Frage, ob sich die SVP nicht stärker von fanatisierten Impfskeptikern abgrenzen sollte, sagte Blocher, heute würden ehrsame Bürgerinnen und Bürger wie zum Beispiel die Freiheitstrychler verdammt, nur weil sie eine andere Meinung verträten.

Blocher nimmt Maurer in Schutz

Blocher verteidigte SVP-Bundesrat Ueli Maurer, der sich am Wochenende an einem Anlass demonstrativ ein Shirt der Freiheitstrychler übergestreift hatte. Es bleibe festzuhalten, dass Maurer sich zu diesen Leuten gesellt und mit ihnen gesprochen habe. Dies auch aus Solidarität mit freiheitlich Andersdenkenden.

Er selbst habe sich impfen lassen, weil er nicht krank werden wolle, sagte Blocher. Aus Eigennutz. Die Spritze sei zu 95 Prozent sicher. Bei Rückfällen verlaufe die Krankheit milder als bei Ungeimpften. (SDA/dba)

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