Am 8. März ist internationaler Frauentag. Geht es nach drei St. Galler Stadtparlamentarierinnen, sollen alle weiblichen Angestellten der Stadtverwaltung dann nicht arbeiten müssen.
Doch nicht etwa, um «ihren» Ehrentag auch zünftig zu feiern. Nein, Andrea Scheck (25, Juso), Alexandra Akeret (44, SP) und Andrea Hornstein (52, Politische Frauengruppe) wollen damit die Lohndiskriminierung von Frauen zumindest «teilweise» ausgleichen.
Unerklärbare Lohndifferenz
Denn Frauen würden auch im öffentlichen Sektor noch immer weniger verdienen als Männer. Der nicht erklärbare Lohnunterschied bei Bund, Kantonen und Gemeinden belaufe sich auf 6,4 Prozent.
Bis die Stadt beweisen könne, dass es keine unerklärbare Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern in der Verwaltung gebe, sollen die Frauen zumindest einen Tag weniger arbeiten müssen.
Das Nachsehen hätte der Bürger
Die Stadtregierung hält davon nicht besonders viel. Ein zusätzlicher freier Arbeitstag trage «nichts zur Erreichung der Lohngleichheit bei». Anders als die Massnahmen, die die Stadt ergriffen habe und noch zu ergreifen gedenke. Mit einem arbeitsfreien 8. März würden die Lohnunterschiede zudem keinesfalls behoben, sondern bestenfalls kaschiert.
Doch die Regierung führt noch ein weiteres Argument an: Ein arbeitsfreier Tag für alle Frauen würde dazu führen, dass die Verwaltung an diesem Tag nicht funktioniere. Selbst ohne die vielen Lehrerinnen sind nämlich 740 der etwas über 2100 Stadtangestellten weiblich. Das heisst: Ein Drittel der Verwaltung fiele aus. Die Öffentlichkeit erwarte aber, dass die städtische Verwaltung jeden Tag funktioniere.
Für Kinder geht es, für Frauen nicht
Die Politikerinnen sind von der Stellungnahme des Stadtrats nicht überrascht. «Es ist in etwa das, was ich erwartet habe», sagt Andrea Scheck dem «St. Galler Tagblatt».
Den Vorwurf, man würde die Verwaltung lahmlegen, lässt Scheck nicht gelten. «Wenn das wirklich der Fall wäre, sollte es der Stadt als Ansporn dienen, in dieser Frage endlich vorwärtszumachen.» Denn sobald der Stadtrat nachweisen könne, dass es keine unerklärbaren Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau in der Verwaltung gebe, fiele auch der arbeitsfreie Tag wieder weg.
Andrea Hornstein bezweifelt ebenfalls, dass der zusätzliche freie Tag die Verwaltung vor grosse Probleme stellen würde: Am traditionellen St. Galler Kinderfest, das die Stadt seit 1824 durchführt, sei es ja auch möglich. «Warum nicht am 8. März?» (sf)