Die SRG bleibt trotz Widerstand aus Politik und Wirtschaft bei ihrer harten Linie: Sie verlegt die Informationsabteilung des Radios von Bern nach Zürich, wie aus einer Mitteilung der SRG vom Mittwoch hervorgeht.
Dem Entscheid vorausgegangen war ein heftiger Knatsch im Hause SRF. Noch am No-Billag-Abstimmungssonntag kündigten SRG-Generaldirektor Gilles Marchand (56) und SRG-Präsident Jean-Michel Cina (55) ein Sparprogramm über 100 Millionen Franken an. Das sei wegen der anstehenden Gebührensenkung von heute 415 auf 365 Franken im Jahr 2019 nötig.
170 Mitarbeiter betroffen
Marchand sprach von einem Wendepunkt in der Geschichte der SRG. Und tatsächlich: In der Folge kündigte der SRG-Verwaltungsrat bereits im April die Prüfung einer einschneidenden Massnahme an. Der Grossteil der Redaktion des Radiostudios Bern solle nach Zürich verlegt werden.
Davon betroffen wären 170 Journalisten und Techniker, die unter anderem die Sendungen «Echo der Zeit» oder «Rendez-vous» produzieren. In Bern verblieben einzig die Bundeshausredaktion und das «Regionaljournal Bern/Freiburg/Wallis».
Damit könnten Radio-, TV- und Online-Inhalte künftig im Sinn eines konvergenten Newsrooms am selben Ort hergestellt werden, hiess nun die technische Begründung. Das Sparen stand nicht mehr im Vordergrund. Die SRG-Leitung sei überzeugt, dass eine solche Zusammenlegung aus publizistischer Sicht ein Gewinn ist, hiess es.
Heftige Proteste
Die Belegschaft von Radio SRF sah es jedoch anders: Über 160 Mitarbeitende der Abteilung Information haben im April ein Protestschreiben an die Adresse von SRF-Direktor Ruedi Matter (64), SRG-Generaldirektor Gilles Marchand, Medienministerin Doris Leuthard (55) sowie den SRG-Verwaltungsrat unterschrieben. Ende August folgte eine Demonstration auf dem Bundesplatz, der über 1000 Personen beiwohnten.
Die Gegner der Züglete befürchten eine weitere Zentralisierung der Medien in Zürich. Eine Verlegung würde die Verankerung im politischen Zentrum der Schweiz massiv schwächen. Das sei zudem problematisch, weil Bern als Brückenkopf zur Westschweiz auch in der Romandie eine hohe Akzeptanz geniesse. Die Gegner stellen ausserdem die Höhe des Spareffekts in Frage.
Kürzlich machte der SonntagsBlick publik, dass mit der Zügelaktion lediglich 2,6 Millionen Franken gespart werden könnten – anstatt wie ursprünglich angenommen fünf Millionen.