Er hats schon wieder getan: SRG-Ombudsmann Roger Blum (74) ist bekannt dafür, in seinen Antworten auf Beschwerden gegen SRF-Sendungen Klartext zu reden. Doch in einem Schreiben an einen Zuschauer, der den TV-Heiratsantrag von Moderator Sven Epiney (47) krtisierte, geht der «Omwutsmann» weiter als je zuvor.
«Das sollten Sie sich mal merken»
Auf die Beschwerde, durch die «Propagandaaktion von Homosexuellenverbänden» sei die öffentliche Sittlichkeit gestört worden, reagierte Blum harsch: «Wir sind nicht in Brunei, wo Homosexuelle hingerichtet werden. Wir sind auch nicht in Russland, wo sie diskriminiert werden», schrieb er in seiner Antwort. «Wir sind in der Schweiz, einem Land, das die gleichgeschlechtliche Partnerschaft gesetzlich anerkennt. Das sollten Sie sich mal merken.»
Und auf Twitter doppelt er nach gegen einen Zuschauer, der sich auf die Bibel bezieht und sich daher von Epineys offen gelebte Homosexualität gestört fühlte: «Wer streng nach der Bibel lebt und Homosexualität ein Gräuel findet, müsste in Lehmhütten hausen, sich auf Eseln fortbewegen und die Nacht mit Lagerfeuern erhellen.»
«Weniger wäre mehr»
Solche Äusserungen gehen selbst Medienpolitikern zu weit. «Inhaltlich bin ich mit Blum sehr einverstanden» sagt CVP-Nationalrat Martin Candinas (30). Blums Wortwahl sei jedoch unglücklich, so der Bündner. «Ein Ombudsmann hat die Aufgabe, die Fakten zu klären. Auf Belehrungen von oben herab sollte man verzichten.»
Selbst SP-Nationalrat Matthias Aebischer (51), früher SRF-Moderator, findet für Blums Kommentare nicht nur lobende Worte: «Ich schätze die Arbeit von Roger Blum sehr und finde seine Urteile jeweils sehr gut», sagt der Berner. «Bei den Begründungen sehe ich noch Optimierungspotenzial. Weniger wäre meines Erachtens ab und zu mehr.»
Für einmal wortkarg
Es ist bei weitem nicht das erste Mal, dass Blum sich gestern dermassen über Beschwerden gegen das SRF-Programm wehrt. Manche Kommentare kanzelt er als «beleidigend» ab, anderen Zuschauern zeigt er die «gelbe Karte». Er gehe jede Beanstandung unvoreingenommen und neugierig an, sagte der Ombudsmann kürzlich zu BLICK. Aber: «Die Ombudsstelle ist keine Anpiss-Ecke.» Wenn ihn etwas nerve, «lese ich den Betreffenden die Leviten».
Und was sagt er heute auf die BLICK-Anfrage, ob er meine, mit seiner direkten, brüsken Wortwahl der vermittelnden Funktion eines Ombudsmanns gerecht zu werden? Für einmal gibt sich der «Omwutsmann» wortkarg: «Ja», schreibt er kurz und knapp.