SRF-Prestigesendung verliert mit neuem Konzept Zuschauer
Quotenjammer bei der «Arena»

Das ist eine Ohrfeige fürs Schweizer Fernsehen! Ausgerechnet die renommierteste Polit-Show des Senders, die «Arena», steckt im Quotentief.
Publiziert: 08.01.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:54 Uhr
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«Arena»-Moderator und Redaktionsleiter Jonas Projer kämpft um die Gunst der Zuschauer.
Foto: Sabine Wunderlin
Von Silvana Guanziroli

BLICK liegen die Zuschauerzahlen der letzten zwei Jahre vor – und die zeigen es deutlich: Die «Arena» kämpft um die Gunst des TV-Publikums!

Im Schnitt erreichte die Sendung 2015 noch einen Marktanteil von 18 Prozent, was einer Reichweite von 165'000 Zuschauern entspricht. Ein Jahr zuvor waren es immerhin noch 19,6 Prozent (188'000 Zuschauer).

Der «Arena»-Gründer und heutige Zürcher Stadtrat Filippo Leutenegger (63) kann bei diesen Zahlen nur leer schlucken. Als er von 1993 bis 1999 die Debatten leitete, lag der Marktanteil deutlich über 30 Prozent. «Ich bedauere es sehr, dass immer weniger Leute zuschauen. Die Sendung ist ein wichtiger Beitrag für die Meinungsbildung in unserer Demokratie», so Leutenegger.

Da sieht Reto Brennwald (52), «Arena»-Moderator von 2008 bis 2010, ähnlich. «Doch die Konkurrenz ist gross», erklärt er. «‹Sonntalk› oder ‹Talktäglich› auf Tele Züri sind genauso gut gemacht.»

Eine generell düstere Zukunft für TV-Sendungen sieht Patrick Rohr (47), von 1999 bis 2002 Moderator und Redak­tionsleiter der «Arena». «Informationsbeschaffung passiert heute auf vielen Kanälen, das Fernsehen ist nur einer davon.»

SRF bestätigt die sinkenden Zuschauerzahlen. «Doch die ‹Arena› richtet sich nicht primär nach möglichst quotenträchtigen Inhalten aus», sagt Sprecher Stefan Wyss. «Es geht vielmehr um die politische Auseindersetzung in unserer Demokratie.»

Deutlich spürbar ist der «Arena»-Quotenjammer bei den Studiogästen, den Parlamentariern. «Die Sendung hat an Relevanz verloren», sagt SVP-Nationalrat Lukas Reimann (33). «Die Zeiten, als die ‹Arena› eine Abstimmung mitentscheiden konnte, sind vorbei. Früher bekam ich nach einer Sendung bis zu 600 E-Mails. Heute deutlich weniger.»

Seit 2014 hat die «Arena» einen neuen Moderator und Redaktionsleiter. Jonas Projer (34) verpasste der Sendung ein neues Konzept. «Damit hat sie sich für mich totgelaufen», sagt SP-Nationalrätin Min Li Marti (41). Für sie sei die «Arena» nun zu strukturiert. «Es wird nicht mehr spannend debattiert.»

Trotz Quotenkrise: SRF hält am eingeschlagenen Kurs fest. «Mehr Versachlichung, mehr Relevanz, mehr Vertiefung mit dem Ziel, dass sich das Publikum eine eigene Meinung bilden kann», so SRF-Sprecher Wyss. Und dafür sorgt heute um 22.20 Uhr auf SRF 1 kein Geringerer als Bundespräsident Johann Schneider-Ammann (63) als Studiogast.

Die Top 3

1. 298'372 Zuschauer
16. Januar 2015 «Das Wirtschaftsbeben – der Euro-Mindestkurs ist aufgehoben»
Marktanteil: 26,6 Prozent

2. 271'324 Zuschauer
23. Januar 2015 «Die Islam-Arena»
Marktanteil: 25,0 Prozent

3. 225'669 Zuschauer
4. September 2015 «Wahlarena – EU/Migration»
Marktanteil: 24,4 Prozent

1. 298'372 Zuschauer
16. Januar 2015 «Das Wirtschaftsbeben – der Euro-Mindestkurs ist aufgehoben»
Marktanteil: 26,6 Prozent

2. 271'324 Zuschauer
23. Januar 2015 «Die Islam-Arena»
Marktanteil: 25,0 Prozent

3. 225'669 Zuschauer
4. September 2015 «Wahlarena – EU/Migration»
Marktanteil: 24,4 Prozent

Die Flop 3

1. 77'536 Zuschauer
13. November 2015 «Kampf auf der Baustelle – Sozialpartnerschaft auf der Kippe» (am Abend des Paris-Attentats)
Marktanteil: 7,9 Prozent

2.118'804 Zuschauer
13. Februar 2015 «Abstimmungs-Arena: Initiative Steuerfreie Kinder und Ausbildung»
Marktanteil: 9,7 Prozent

3. 111'717 Zuschauer
9. Oktober 2015 «Adieu Bundeshaus»
Marktanteil: 10,4 Prozent

1. 77'536 Zuschauer
13. November 2015 «Kampf auf der Baustelle – Sozialpartnerschaft auf der Kippe» (am Abend des Paris-Attentats)
Marktanteil: 7,9 Prozent

2.118'804 Zuschauer
13. Februar 2015 «Abstimmungs-Arena: Initiative Steuerfreie Kinder und Ausbildung»
Marktanteil: 9,7 Prozent

3. 111'717 Zuschauer
9. Oktober 2015 «Adieu Bundeshaus»
Marktanteil: 10,4 Prozent

Die «Arena» machte Politik TV-tauglich

Zürich – Die «Arena» entstand 1993 und war eine Weiterentwicklung der «Freitagsrunde». Unter der Leitung des heutigen FDP-Politikers Filippo Leutenegger (63) war das ursprüngliche Konzept der Sendung die Konfronta­tion zweier Politiker und ihrer Meinung. Die Sendung hatte auf Anhieb Erfolg und erzielte hohe Einschaltquoten. Seither wird am Freitag um 22.20 Uhr auf SRF 1 über Schweizer Politik diskutiert. Die «Arena» gilt als wichtiger Faktor in der Meinungsbildung. Für einen Schweizer Parlamentarier ist die «Arenatauglichkeit», die Fähigkeit im TV-Studio zu debattieren, fast schon Voraussetzung.

Zürich – Die «Arena» entstand 1993 und war eine Weiterentwicklung der «Freitagsrunde». Unter der Leitung des heutigen FDP-Politikers Filippo Leutenegger (63) war das ursprüngliche Konzept der Sendung die Konfronta­tion zweier Politiker und ihrer Meinung. Die Sendung hatte auf Anhieb Erfolg und erzielte hohe Einschaltquoten. Seither wird am Freitag um 22.20 Uhr auf SRF 1 über Schweizer Politik diskutiert. Die «Arena» gilt als wichtiger Faktor in der Meinungsbildung. Für einen Schweizer Parlamentarier ist die «Arenatauglichkeit», die Fähigkeit im TV-Studio zu debattieren, fast schon Voraussetzung.

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