SRF-Dok über die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative
So gut war «Inside Bundeshaus» – trotz Überglarnerung

Der Dok-Film «Inside Bundeshaus» wollte den Politthriller des Jahres neu aufrollen. Das ist – mit ein paar Abstrichen – ganz gut gelungen.
Publiziert: 10.02.2017 um 11:01 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:17 Uhr
Der Dokfilm von Karin Bauer hatte mehr zu bieten als die fragwürdigen Aussagen von Andreas Glarners Vater Hans-Rudolf.
Christof Vuille

Drei Jahre nach dem Ja zur Masseneinwanderungs-Initiative versuchte der SRF-Dokfilm «Inside Bundeshaus», die Hintergründe der parlamentarischen (Nicht-)Umsetzung auszuleuchten. Und der Film hatte mehr zu bieten als die fragwürdigen Sprüche des Vaters von Andreas Glarner (BLICK berichtete).

Hans Rudolf Glarner bezeichnet schwarze Frau als «Stammeshäuptling»
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Über die Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative:Hans Rudolf Glarner bezeichnet schwarze Frau als «Stammeshäuptling»

Als Glücksfall erweist sich für Autorin Karin Bauer, dass die Debatte am Ende richtig gehässig geführt wurde. So wird die Vorgeschichte aus der Staatspolitischen Kommission interessant.

Fluri-Passagen als Highlight

Filmmaterial aus dem Kommissionszimmer gibt es selbstverständlich nicht. Doch der Zuschauer ist nah dran, erhält immer wieder authentische Einschätzungen der vier Protagonisten: Cédric Wermuth (SP), Ruth Humbel (CVP), Kurt Fluri (FDP) und Andreas Glarner (SVP).

Als Volltreffer erweist sich dabei die Fokussierung auf den Solothurner Stadtpräsidenten Fluri. Er war es schliesslich, der den Gesetzesentwurf massgeblich vorgespurt hat. Die Einblicke in seine Arbeit («Ich schlafe nie mehr als vier Stunden») und sein Privatleben (er erholt sich auf einer Kreuzfahrt) sind erhellend und geben dem Animal politique Kontur.

Auch die Anfeindungen von «Weltwoche»-Chef Roger Köppel und Fluris trotzige Reaktion («Er hat geholfen, Lügen über mich zu verbreiten. Deshalb mache ich nicht Duzis mit ihm.») sind grosses Schweizer Politkino.

SVP-Nationalrat Gregor Rutz (hier im Gespräch mit Kurt Fluri) wäre in diesem Geschäft die interessantere Figur als Andreas Glarner gewesen.

Der Film hat überglarnert

Das Gegenteil trifft auf die Auswahl des SVP-Vertreters zu. Zwar sitzt SVP-Asylchef Glarner in der Staatspolitischen Kommission, die Fäden in seiner Partei haben aber andere gezogen. Der Zürcher Gregor Rutz wäre aus politischer Sicht die interessantere Figur gewesen.

So aber steht der Provokateur aus Oberwil-Lieli AG etwas zu stark im Mittelpunkt der Sendung. Immer wieder löchert ihn die Autorin zu recht mit kritischen Fragen. So bringt sie Glarner etwa komplett aus dem Konzept, als dieser die Behauptung aufstellt, dass muslimische Frauen «fünf bis sieben» Kinder zur Welt bringen, diese Zahl aber nicht belegen kann.

Diese Hartnäckigkeit fehlt bei den anderen drei Hauptfiguren – allesamt Gegner der Masseneinwanderungs-Initiative – fast zur Gänze. Insofern gelingt es der Autorin nicht vollumfänglich, ihre SVP-feindliche Grundhaltung zu verbergen.

Dennoch bringt der Film auch politisch interessante Gespräche zutage. Die Auseinandersetzung zwischen den Alphatieren Fluri und CVP-Präsident Gerhard Pfister etwa. Wie Pfister seine Fraktion auf Linie zu bringen versucht, ist auch für Bundeshaus-Insider erhellend.

Ein Highlight des SRF-Films: CVP-Chef Gerhard Pfister versucht, die Fraktionskollegen auf seinen Kurs einzuschwören.

Deshalb regt er sich wohl auch über die Kamerabegleitung auf, die ihm «Magengeschwüre» bereite. «Es nervt wirklich extrem», sagt er beim Mittagessen. Diese Szenen sind authentisch.

Wie «geheim» waren die Geheimgespräche?

Einige der «geheimen» Gespräche, die SRF filmen durfte, wirken aber etwas aufgesetzt, gerade bei der FDP und SP. Die wirklich entscheidenden Diskussionen haben wohl trotz der spannenden Aufnahmen abseits der Kamera stattgefunden.

Dennoch bleibt am Ende ein politisch interessanter Film, der seine Stärken vor allem dann ausspielt, wenn er nah an den Protagonisten dranbleibt.

Die zurückhaltende und zwischendurch auch verunsicherte Ruth Humbel beim Orientierungslauf mit ihrer Tochter, Fluri auf Kreuzfahrt oder Wermuth im Fitness-Studio («Ich halte Umfragen, wer der Schönste oder die Schönste ist, für total bekloppt. Ich bin auf Platz 1 gelandet») zeigen die Politiker von einer unbekannten Seite.

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