«SRF bewegt»
Die SRG macht auf App public

Dutzende Apps hat die SRG entwickelt. Doch Prestige-Apps wie «SRF bewegt» schneiden schlecht ab – und befeuern die Service-public-Debatte.
Publiziert: 17.05.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 22:28 Uhr
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Von Verkehrsinfos über Musikquiz bis hin zum Jassen – die SRG bietet Apps für alles Mögliche.
Foto: Screenshot SRF
Von Joel Weibel

Die SRG betreibt 24 Fernseh- und Radiostationen. Doch damit begnügen sich die Hüter des Service public unter Leitung von SRG-Direktor Roger de Weck (61) nicht: Mit Dutzenden Apps für Smartphones und Tab­lets versuchen sie mitten in der Diskussion um die neue Billag-Abgabe den boomenden Markt zu erobern.

Auf allen Kanälen bewirbt die SRG derzeit ihre neue App «SRF bewegt». Sie zählt Schritte und berechnet die zurückgelegte Distanz via GPS – so wie es Dutzende andere Gesundheitsapps auch tun. Sie wurde laut SRF bisher über 30000 Mal heruntergeladen. Doch bei den Bewertungen im App-Store schneidet sie miserabel ab. Sie sei «unbrauchbar» und «sehr ungenau», hiess es in den ersten Rezensionen etwa; die App zeige die zurückgelegte Strecke falsch an. 

Mit der Quiz-App «Politbox» will SRF im Wahljahr junge Leute für politische Themen gewinnen. Im App-Store ist «Politbox» in der Kategorie Spiele zu finden: «Teste dein Wissen über die Schweiz», steht in der Beschreibung. Fragen gibts aus Kategorien wie «Konsum», «Umwelt», «Politsystem» und «Geschichte». Die Bewertungen sind gemischt. «Super App», schreibt ein User. «Kein Sound, kein Spielwitz», findet ein anderer.

Munition gegen die SRG

Nicht nur gute Noten gibts auch für die «Samschtig-Jass»-App, mit der der Jass-Fan virtuell jassen kann – sie ist schon länger auf dem Markt. «Das Spielen verleidet nach kurzer Zeit, weil man selten ein Erfolgserlebnis hat», klagt ein Rezensent im App-Store. Als «Spassbremse» bezeichnet ein anderer die App. Eine Mutter freut sich: «Nicht schlecht, um die Kinder das Jassen zu lehren.»

Auch in der Romandie bietet die SRG munter Apps an, beispielsweise jene des Jugendradios Couleur3 «Dans ton Quiz». Das Spiel funktioniert ähnlich wie das berühmte Vorbild «Quiz-duell»: Man wetteifert mit seinen Facebook-Freunden da­rum, Lieder zu erkennen. Ist das Service public?

Absolut, findet die SRG. «Alle Apps stehen immer in direktem Zusammenhang mit einer Sendung, Sendereihe oder ­einer Aktionswoche auf einem unserer Sender», sagt Sprecher Jonathan Engmann. Die Apps seien kostenlos und «keine eigenständigen Angebote», betont er. Die teilweise schlechten Rezensionen sieht er locker: «Bewertungen werden oft willkürlich vorgenommen und sind vor allem nicht repräsentativ.» Zahlen, wie viel die Entwicklung der Apps kostet, will Engmann nicht nennen. «Zu einzelnen Budgetposten geben wir grundsätzlich keine Auskunft.»

Die App-Offensive droht nun aber auch zur Hypothek zu werden. Sie ist Wasser auf die Mühlen jener, die in er Diskussion um die neue Billag-Abgabe einen Frontalangriff auf die SRG gestartet haben. An vorderster Front schiesst Hans-Ulrich Bigler (57), Direktor des Gewerbeverbandes, gegen die SRG: «Dass sie die Billag-Gelder in Jass-Spiele oder in Bewegungsapps investiert, zeigt, dass endlich politisch fundiert über die Inhalte des Service public diskutiert werden muss.» l

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