Nein, dazu wolle er ganz sicher nichts sagen! Der Wechsel von Chantal Galladé (46) von der SP in die GLP sorgt für mächtig Ärger bei den Sozialdemokraten. So viel Ärger, dass ein wichtiger Parteiexponent die Causa Galladé nicht mal in den Mund nehmen will – und nicht mal will, dass sein Name in diesem Zusammenhang erscheint.
Auch Parteipräsident Christian Levrat (48) hält sich bedeckt – schickt seinen Generalsekretär Michael Sorg vor. Die SP Schweiz bedaure den Austritt von Galladé, sagt dieser. «Wir sind durchaus überrascht, denn in ihren 15 Jahren in der SP-Fraktion im Nationalrat hat Chantal Galladé nie den Eindruck erweckt, sich in der SP grundsätzlich nicht wohl zu fühlen». Sorg betont, dass «alle relevanten politischen Strömungen links der Mitte in der SP ihren Platz haben».
SP-Spitze erfuhr aus den Medien von Galladés Wechsel
Eines fuchst die Partei besonders: Dass Galladé der SP gerade jetzt den Rücken kehre, sei enttäuschend – «gerade für alle Mitglieder der SP Winterthur, die sich noch vor wenigen Monaten mit Herzblut für eine Wahl von Chantal Galladé in das wichtige Amt der Schulpflegepräsidentin eingesetzt haben», so Sorg, der wie die gesamte SP-Spitze aus den Medien vom Parteiaustritt erfahren hat.
Da stimmt auch Yvonne Feri (52) mit ein. «Ich hätte es fairer gefunden, wenn Chantal Galladé diesen Schritt vor der Wahl ins Schulpflegepräsidium gemacht hätte.» So bleibe ein schaler Beigeschmack. Die SP verliere jetzt immerhin einen Exekutivsitz. Feri ist Teil des «reformorientierten SP-Flügels», zu dem auch Galladé gehörte. Niemand sei immer mit allen Parteipositionen einverstanden, sagt Feri. «Aber dass man deswegen die Partei wechselt, ist happig und irritierend.»
Andere SP-Mitglieder seien zurückgestanden
Noch deutlicher wird Mattea Meyer (31), Nationalrätin und Co-Präsidentin der SP Winterthur. Der Abgang sei für die SP Winterthur «eine Enttäuschung». Immerhin habe die Partei Galladé eine langjährige politische Karriere ermöglicht und viele Mitglieder hätten sie in Wahlkämpfen unterstützt – zuletzt als Schulpflegepräsidentin.
Die abtrünnige Chantal Gallagé wehrt sich gegen den Vorwurf der Nestbeschmutzerin, den ihre Genossinnen machen: «Ich habe immer überdurchschnittlich viele Stimmen für die SP gemacht. Es war immer ein Geben und Nehmen. In Winterthur war es eine Persönlichkeitswahl für ein unpolitisches Amt. Eine Kampfwahl, in der ich 93 Prozent der Stimmen bekam.»
Doch wieso kommt der Wechsel erst jetzt? Sie sei bereits letzten Sommer aus der Gewerkschaft ausgetreten, als Ständerat und Gewerkschaftspräsident Paul Rechsteiner (66) mit dem Rahmenabkommen brach. «Aber ich hatte im Nationalrat einen SP-Sitz und bin deshalb nicht aus der SP ausgetreten. Ich hatte damals noch die Hoffnung, dass wir vom reformorientierten Flügel den Parteikurs europapolitisch konstruktiv prägen können», sagt Galladé.
Sie wolle nichts Schlechtes über die SP sagen. Ihre neue Heimat sei aber die GLP. «Ich spüre hier eine grosse Leidenschaft für die Debatte, wir entwickeln zusammen neue und tragfähige Lösungen. Hier spüre ich keine ideologischen Scheuklappen.» (vfc)
Die abtrünnige Chantal Gallagé wehrt sich gegen den Vorwurf der Nestbeschmutzerin, den ihre Genossinnen machen: «Ich habe immer überdurchschnittlich viele Stimmen für die SP gemacht. Es war immer ein Geben und Nehmen. In Winterthur war es eine Persönlichkeitswahl für ein unpolitisches Amt. Eine Kampfwahl, in der ich 93 Prozent der Stimmen bekam.»
Doch wieso kommt der Wechsel erst jetzt? Sie sei bereits letzten Sommer aus der Gewerkschaft ausgetreten, als Ständerat und Gewerkschaftspräsident Paul Rechsteiner (66) mit dem Rahmenabkommen brach. «Aber ich hatte im Nationalrat einen SP-Sitz und bin deshalb nicht aus der SP ausgetreten. Ich hatte damals noch die Hoffnung, dass wir vom reformorientierten Flügel den Parteikurs europapolitisch konstruktiv prägen können», sagt Galladé.
Sie wolle nichts Schlechtes über die SP sagen. Ihre neue Heimat sei aber die GLP. «Ich spüre hier eine grosse Leidenschaft für die Debatte, wir entwickeln zusammen neue und tragfähige Lösungen. Hier spüre ich keine ideologischen Scheuklappen.» (vfc)
«Gute Bewerberinnen und Bewerber sind damals zu ihren Gunsten zurückgestanden. Es wäre ehrlicher von ihr gewesen, wenn sie vor dieser Wahl die Partei gewechselt hätte.» Dass Galladé so kurz nach der Wahl die Parteifarben wechsle, «ist eine Irreführung der Wählerinnen und Wähler».
Guldimann hofft auf Galladé-Effekt in der Europa-Debatte
Rückendeckung bekommt Galladé aus Berlin. Alt Nationalrat Tim Guldimann (68) stört sich ebenso am kritischen Kurs der Sozialdemokraten gegen das Rahmenabkommen. «Der Austritt ist ein positiver Input für die dringend notwendige Europa-Debatte in der SP im Hinblick auf den Positionsbezug zum Rahmenabkommen», sagt der ehemalige Schweizer Botschafter.
Für SP-Nationalrätin Min Li Marti (44) kommt Galladés Parteiwechsel nicht ganz überraschend: «Es hat sich ja abgezeichnet. Wenn es nicht stimmt, stimmt es nicht – dafür braucht es immer zwei», sagt sie. «Ich bedaure ihren Austritt aber sehr. Klar hat sie auch immer wieder vom Partei-Mainstream abweichende Positionen vertreten. In einer SP müssen aber verschiedene Strömungen Platz haben – und das tun sie auch, wie andere Beispiele zeigen.»
«Sie versucht, der Partei Schaden zuzufügen»
So sehr Marti Galladés Abgang bedauert, so wenig Verständnis hat sie dafür. Erst recht, was den Zeitpunkt betrifft: «Das Timing so kurz vor den kantonalen Wahlen ist stillos», kritisiert Marti. Denn die SP habe Galladé trotz abweichender Positionen immer unterstützt, ihr etwa zur Nationalratskarriere verholfen. «Letztes Jahr hat sie sich von der SP noch einen Wahlkampf organisieren lassen. Und jetzt versucht sie, der Partei Schaden zuzufügen.»
GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser (39) freut sich über den prominenten Neuzugang – und stichelt: «Chantal Galladés Parteiwechsel hat eine Symbolik, die nicht zu unterschätzen ist!» Viele Wähler, die europapolitisch offen seien, hätten grosse Mühe mit der SP. «Chantal Galladé ist schliesslich zu uns gekommen, weil die Haltung der SP zum Rahmenabkommen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. »
Galladé sei zwar durch das Schulpflegepräsidium nicht mehr an der politischen Front. «Für die GLP ist sie im Wahljahr trotzdem ein wichtiges Aushängeschild.»
Dass die GLP nun mit Galladé einen Exekutivsitz geschenkt bekommt, den die SP erobert hat, findet Moser nicht: «Dieser Vorwurf verhallt im Leeren. Das kann man nicht mit einer Proporzwahl vergleichen. Die Winterthurer haben Chantal Galladé gewählt, nicht die SP!» (vfc)
GLP-Nationalrätin Tiana Angelina Moser (39) freut sich über den prominenten Neuzugang – und stichelt: «Chantal Galladés Parteiwechsel hat eine Symbolik, die nicht zu unterschätzen ist!» Viele Wähler, die europapolitisch offen seien, hätten grosse Mühe mit der SP. «Chantal Galladé ist schliesslich zu uns gekommen, weil die Haltung der SP zum Rahmenabkommen das Fass zum Überlaufen gebracht hat. »
Galladé sei zwar durch das Schulpflegepräsidium nicht mehr an der politischen Front. «Für die GLP ist sie im Wahljahr trotzdem ein wichtiges Aushängeschild.»
Dass die GLP nun mit Galladé einen Exekutivsitz geschenkt bekommt, den die SP erobert hat, findet Moser nicht: «Dieser Vorwurf verhallt im Leeren. Das kann man nicht mit einer Proporzwahl vergleichen. Die Winterthurer haben Chantal Galladé gewählt, nicht die SP!» (vfc)
Doch es gibt auch versöhnliche Töne: Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann (40) trat gemeinsam mit Galladé immer wieder für liberale Positionen in der SP ein. Sie gibt zu, dass sie sich auch schon oft über die Partei geärgert habe: «Ich selber würde wegen Differenzen in einzelnen Positionen die SP nicht verlassen», sagt sie. «Ich bedauere sehr, dass Chantal Galladé uns verlässt. Insbesondere auch, weil ich mich persönlich mit ihr immer gut verstanden habe. Gerade deshalb wünsche ich ihr weiterhin alles Gute.»