Hilfswerke buhlen auf allen Kanälen um Spenden, ganz besonders jetzt in der Weihnachtszeit. Stände, Werbung, Briefe – zu den klassischen Kanälen ist in den vergangenen Jahren ein weiterer hinzugekommen: Facebook. Bereits seit Längerem verfügt das soziale Netzwerk über eine spezielle Spenden-Funktion. Mit einem grossen Haken: Schweizer Hilfswerke bleiben aussen vor.
Schweizer User können zwar selbst eine Spendensammlung auf Facebook eröffnen, zum Beispiel auch anlässlich ihres Geburtstags. Hilfswerk auswählen, anvisierten Betrag bestimmen, Freunde zum Spenden einladen: Mit wenigen Klicks ist eine Sammelaktion gestartet. Zudem haben registrierte Hilfswerke die Möglichkeit, einen Spendenbutton auf ihrer Seite zu platzieren, über den man direkt spenden kann. Doch für Schweizer Hilfswerke sind diese Funktionen nicht verfügbar.
Ungleich lange Spiesse
Die Non-Profit-Organisationen sind sauer. «Dass Schweizer Hilfswerke das Tool nicht nutzen können, ist sehr problematisch», sagt Roger Tinner. Er ist Geschäftsführer von Swissfundraising, der Interessenvereinigung Schweizer Spendensammler. Tinner wirft Facebook vor, ungleich lange Spiesse für Schweizer und ausländische Organisationen zu schaffen. Hilfswerke aus über einem Dutzend Länder, darunter die Nachbarstaaten Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich, können das Tool nutzen. Warum nicht auch die Schweiz dazu gehört, ist für Tinner unverständlich. Schon vor Monaten hat Swissfundraising darum versucht, mit dem Tech-Riesen Kontakt aufzunehmen. «Alle Versuche sind leider gescheitert.»
Laut Facebook machen bereits über eine Million gemeinnützige Organisationen von der Option Gebrauch, via Social-Media-Plattform auf Spendenfang zu gehen. Beziehungsweise: andere für sich auf Spendenfang zu schicken. Denn der grosse Vorteil von Facebook ist, dass das Sammeln andere übernehmen. Ein doppelter Gewinn: Einerseits spart die Organisation so Zeit und Geld, andererseits profitiert das Hilfswerk von der Glaubwürdigkeit einer Person, wenn diese in ihrem Freundeskreis um Spenden bittet.
Daten bleiben bei Facebook
Ein Nachteil ist laut Tinner von Swissfundraising hingegen, dass sämtliche Daten bei Facebook bleiben. «Wir können deshalb keine Beziehung zu ihnen aufbauen», sagt er. Und eine solche ist für Hilfswerke fast so wertvoll wie der gespendete Geldbetrag. Schliesslich ist das Ziel, Spender dazu zu bringen, weitere Male das Portemonnaie zu öffnen.
«Wie viel Spenden man tatsächlich via Facebook generieren könnte, sei schwer einzuschätzen, sagt Tinner. «Tatsache ist, dass auf Facebook sehr viele Leute zwischen 40 und 70 Jahren sind – eine Altersgruppe, die sehr spendenaffin ist.»