Rund 76 Millionen Nutztiere wurden letztes Jahr in der Schweiz geschlachtet. Um das Tierwohl auch in den Schlachtbetrieben zu schützen, gibt es zahlreiche Vorschriften. Bloss werden diese «ungenügend befolgt». Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in einer Untersuchung, für welches es 67 Schlachthöfe unter die Lupe genommen hat, in denen Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine geschlachtet werden.
Die Analyse sei zwar nicht repräsentativ, aber: «Die Mehrheit der Betriebe weist im Bereich Tierschutz Defizite während des Schlachtprozesses auf», so das BLV. «Die wichtigsten Mängel bestehen bei der Unterbringung während der Nacht sowie bei der Betäubung und beim Entbluten der Tiere.» Und nicht nur die Schlachtbetriebe, sondern auch die amtlichen Tierärzte würden ihre Aufgaben in den Schlachtbetrieben nicht immer erfüllen, rügt der Bericht. «Deshalb finden in manchen Betrieben die vorgeschriebenen Tierwohl-Kontrollen zu wenig bis gar nicht statt.»
Jositsch: «Gravierende Tierschutzverstösse»
Den Zürcher SP-Ständerat Daniel Jositsch (54) haben die Resultate aufgeschreckt. In einer Motion fordert er nun die obligatorische Videoüberwachung für alle Schlachthöfe. Insbesondere die Betäubungs- und Entblutungszone soll so besser kontrolliert werden. Heute gilt für die Schlachthöfe in diesem Bereich weitgehende Selbstkontrolle – die mal mehr, mal weniger gut umgesetzt wird.
«Ohne Kontrollmöglichkeit bleiben gravierende Tierschutzverstösse wie etwa Fehlbetäubungen von den amtlichen Tierärzten unentdeckt», begründet Jositsch seine Forderung. Verdeckte Videoaufnahmen von Tierrechtsorganisationen hätten in der Vergangenheit denn auch wiederholt krasse Tierschutzverstösse ans Licht gebracht. Jositsch hält die heutige Selbstkontrolle denn auch für unzureichend.
«Die Kontrollen müssen unabhängig erfolgen», fordert er. Dafür dränge sich die Einführung obligatorischer Videoüberwachungen in bestimmten Schlachthofbereichen auf. «Videoaufnahmen wären eine zuverlässige und objektive Vollzugsgrundlage für die amtlichen Tierärzte und könnten stichprobenartig eingesehen werden.»
Schlachtmethoden deklarieren
Jositsch ist nicht der Einzige, der sich für das Wohl von Schlachttieren einsetzt. So verlangt auch Grünen-Nationalrätin Meret Schneider (27, ZH) mehr Kontrollen in Schlachthöfen.
Und letzte Woche hat der Nationalrat eine Motion seiner Wissenschaftskommission angenommen, die mehr Transparenz bei den Schlachtmethoden verlangt. Mit dem Vorstoss wird der Bundesrat beauftragt, eine Deklarationspflicht für die Schlachtmethode bei Fleisch einzuführen – namentlich sollen die Konsumenten erfahren, ob die Schlachtung mit oder ohne Betäubung erfolgt ist.