SP-Roth setzt sich mit Blocher-Bild in die Nesseln
«Würde das auch bei Sommaruga machen»

SP-Nationalrätin Franziska Roth posiert vor einem Kunstwerk, das einen Fabanschlag auf ein Christoph-Blocher-Porträt zeigt. Sie billige damit keinesfalls Angriffe auf den alt Bundesrat, sagt Roth.
Publiziert: 18.07.2020 um 13:40 Uhr
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Aktualisiert: 18.07.2020 um 13:56 Uhr
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«Treffpunkt!!!», schrieb Franziska Roth zu ihrem Bild vor dem Blocher-Kunstwerk im Solothurner Attisholz.
Foto: Facebook
Sermîn Faki

Triumphierend steht sie vor der Wand. Hinter ihr: ein Kunstwerk, das alt Bundesrat Christoph Blocher (79) zeigt – nach einer Farbbeutelattacke. Dieses von einem Profi-Fotografen gemachte Bild stellte die Solothurner SP-Nationalrätin Franziska Roth (54) auf Facebook. «Treffpunkt!!!!», schrieb sie dazu.

Die Linke erntet dafür Kritik. «Armselig ... ist das das neue Niveau?», schreibt jemand. Und eine andere Kommentatorin meint: «Es macht den Eindruck, als seien die Argumente ausgegangen. Der persönliche Angriff als hoffnungsloses Aufbegehren. So schätzte ich Franziska Roth eigentlich nicht ein. Schade.»

«Nichts liegt mir ferner»

In der Tat kann man den Post so verstehen, dass Roth einen Farbanschlag auf Blocher gutheisst. Das bestreitet die Nationalrätin auf Anfrage. «Nie im Leben» würde sie dies tun, sagt die SPlerin zu BLICK. «Ich selbst wurde schon Opfer von massiven Bedrohungen und gar eines Brandanschlags. Nichts liegt mir ferner.» Tatsächlich wurde im letzten Frühling Roths Briefkasten in Solothurn gesprengt.

Zum Blocher-Bild sagt sie: «Es geht hier um Kunst – und die darf provozieren.» Das Sujet spiele darauf an, dass Christoph Blocher kurzzeitig Besitzer des Areals war, auf dem das Kunstwerk heute zu sehen ist.

Schaler Nachgeschmack

Es handelt sich dabei um das Attisholz in Solothurn, eine Industriebrache, auf der einmal bis zu 1000 Menschen arbeiteten. 1881 baut die Zellulose Attisholz AG die damals erste einzige Zellulose-Fabrik der Schweiz. Als es nicht mehr so gut läuft, wird sie mehrfach verkauft. Der vorletzte Besitzer war Blocher. 2001 kaufte er die Fabrik, um sie zwei Jahre später zu «verscherbeln», wie Roth sagt. Man munkelt, er habe einzig ein Gemälde von Ferdinand Hodler aus dem Verwaltungsratszimmer behalten.

«440 Menschen standen schlussendlich auf der Strasse, 16 Hektar liegen brach. Das hat hier in Solothurn einen schalen Nachgeschmack hinterlassen», so Roth. In diesem Sinne solle das Kunstwerk die Diskussion anregen. «Immerhin steht Herr Blocher ja aktuell wieder wegen des nachträglichen Gesuchs um seine Bundesratsrente im Zentrum.»

Roth will öffentliche Diskussion anstossen

Nur: Der Künstler Gen Atem, der für das Werk mitverantwortlich ist, hat in den Achtzigerjahren reale Farbanschläge auf Gebäude verübt – und führt das symbolisch nun in seiner Kunst weiter.

Roth sagt, sie stelle sich oft vor Kunstwerke, um eine öffentliche Diskussion anzustossen. Und: «Selbstverständlich würde ich auch vor einem solchen Kunstobjekt posieren, wenn darauf Simonetta Sommaruga abgebildet wäre.»

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