SP-Präsident Levrat isoliert
Sogar die Unia hält Levrats Taskforce für Zeitverschwendung

Mit seiner Forderung nach einer Taskforce für den Werkplatz steht SP-Präsident Christian Levrat alleine da. Sogar Unia-Industriechef Corrado Pardini hält nichts davon.
Publiziert: 24.02.2016 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:47 Uhr
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Unia-Industriechef Pardini: Demontage des Werkplatzes stoppen.
Foto: Patrick Luethy/EQ Images
Patrik Berger

Christian Levrat (45) will den Werkplatz Schweiz retten. Er fordert einen Industrie-Rat und eine nationale Industriepolitik. Der SP-Präsident packte im BLICK-Interview den verbalen Zweihänder aus: «Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann tut überhaupt nichts», sagte er. Damit wirbelte er gewaltig Staub auf. Die deutliche Antwort von Christian Wasserfallen (34): «Wenn es nach Ihnen und Ihren Genossinnen und Genossen ginge, wäre die Schweiz längst ­deindustrialisiert», antwortete der FDP-Nationalrat im BLICK.

Nun melden sich die Wirtschaftsverbände zu Wort. «Die Schweiz ist reich geworden, weil sie keine Industriepolitik verfolgt hat. Es wäre ein fataler Fehler, jetzt eine solche aufzugleisen», sagt Rudolf Minsch (48), Chefökonom des Wirtschaftsverbandes Economiesuisse. Levrats Vorschlag, Firmen oder Industrien für systemrelevant zu erklären, hält er für «ökonomischen Mumpitz». «Eine Firma muss wachsen oder auch schrumpfen können. Die Politik darf das nicht behindern», sagt er zu BLICK.

«Ausgerechnet Frankreich als gutes Beispiel zu nennen, ist abwegig», sagt Patrik Schellenbauer (52), stellvertretender Direktor von Avenir Suisse. «Gerade an Frankreich sieht man, wohin das führt.» Die Schweiz habe den Strukturwandel immer zugelassen. «Auch wenn es weh tut wie bei der Uhren- oder Maschinenindustrie.»

Auch für Swissmem-Direktor Peter Dietrich (49) ist klar: «Wir brauchen eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. Regulierungen à la Levrat helfen der Industrie nicht weiter.» Es sei falsch, sich abzuschotten und nach Subventionen zu rufen. Die harsche Kritik an Schneider-Ammann weist Peter Dietrich zurück. «Gerade letzte Woche hat er im Bundesrat erreicht, dass für ­Innovationen zusätz­liche Mittel von über 60 Mil­lionen Franken bereitgestellt werden.»

«Den Franken auf erträglichen Wert runterholen»

Corrado Pardini (50), SP-Nationalrat und Sektorleiter Industrie bei der Unia, begrüsst die Unterstützung von Christian Levrat. «Das zeigt, wie das Bewusssein steigt, dass unser Werkplatz zerstört wird», sagt er zu BLICK. Einzelne Firmen oder Branchen seien aber nicht systemrelevant. «Die gesamte Industrie ist es. Wir müssen den Anteil der Industrie am Bruttoinlandprodukt von 20 Prozent sichern.»

Eine Taskforce hält er allerdings für «Zeitverschwendung». Denn: «Der Bundesrat weiss genau, was zu tun ist», so Pardini. Er müsse mit einer klugen Industriepolitik Chancen für KMU schaffen und die «Demontage des Werkplatzes Schweiz» stoppen. «Und den Franken sofort auf einen erträglichen Wert runterholen», sagt Pardini. Er fordert zudem die Einrichtung eines Produktionsfonds in der Höhe von 30 Milliarden Franken der durch Pensionskassengelder alimentiert wird.

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