Als Liverpool gegen Tottenham den Champions-League-Final am 1. Juni mit 2:0 gewann, schauten SRF-Zuschauer in die Röhre: Der öffentlich-rechtliche Sender durfte das Finale nicht übertragen. Die Übertragungsrechte waren zu teuer für SRF. Im Ausland sieht es nicht besser aus: ARD und ZDF dürfen wohl die Fussball-Europameisterschaften 2024 nicht zeigen. Sie verloren einen Bieterkampf gegen die deutsche Telekom, wie mehrere deutsche Medien berichteten.
Droht das auch in der Schweiz? Die Angst davor ruft SP-Nationalrätin Jacqueline Badran (57) auf den Plan. «Es ist jenseitig! Das SRF muss Livesport zeigen können, das gehört zum gesetzlichen Versorgungsauftrag.» Diesen Auftrag könne es wegen des Preiswettkampfs mit Übertragungskonzernen wie UPC nicht mehr erfüllen. Badran spricht von einer Attacke auf das Portemonnaie des Bürgers. «Es hat doch niemand Lust, zusätzliche extra Abos für jede seiner Lieblingssportarten zu zahlen!»
Geht es nach Badran, selbst ehemalige Basketballspielerin und patentierte Skilehrerin, soll im Gesetz stehen, dass «alle Sportereignisse von Schweizer Interesse im Free-TV zu sehen sein müssen».
Ausländische Lizenzverträge
FDP-Nationalrat Marcel Dobler (39) sieht keinen rechtlichen Spielraum: «Die Lizenzverträge werden mit ausländischen Firmen abgeschlossen. Darauf hat die Schweiz keinen Einfluss.» Das SRF müsse selbst entscheiden können, welche Sportarten es zeige und wie viel es dafür bezahlen könne. «Das ist nicht die Aufgabe des Parlaments.»
Dobler sieht den Champions-League-Final selbst als «Highlight». Aber wenn das SRF bei jedem Sport-Highlight in den Bieterkampf um Sportrechte einsteigen würde, würden die Gebühren deutlich steigen, erteilt der ehemalige Bobfahrer Badrans Forderung eine Absage.
Internationale Fussballmatches nicht zwingend
«Internationale Fussballmatches sind kein zwingender Service Public», sagt auch SVP-Nationalrat Franz Grüter (56). Dass sich nur die Reichen Fussball im TV leisten können, glaubt er nicht. «Man kann ja bei diesen Spielen auf andere Sender ausweichen.»
Welche Sportarten das SRF zeigen soll, müsse von Fall zu Fall entschieden werden. «Priorität sollten die nationalen Sportarten haben», so Grüter.
48 Millionen für Sportrechte
Das SRF äussert sich nicht dazu, ob es mit seinem aktuellen Budget für Sportrechte, durchschnittlich 48 Millionen Franken, zufrieden ist. «Wir verfügen über ein begrenztes Budget, das wir effizient und zielgerichtet einsetzten», sagt Roland Mägerle (50), Leiter SRF Sport.
Sowohl für Pay-TV als auch für SRF gilt: Nur mit Werbung würden sich Sportübertragungen nicht refinanzieren lassen. «Durchschnittlich decken Werbung und Sponsoring nur 10 bis 20 Prozent der Kosten ab», sagt Mägerle.
Euro noch offen
Bisher ist noch offen, ob SRF die Fussball-Europameisterschaft 2024 in der Schweiz zeigen darf. Die Rechte seien noch nicht vergeben.
Den letzten Champions-League-Final konnte jeder Fussballfan schauen. Teleclub zeigte ihn auf dem gratis empfangbaren Sender Teleclub Zoom. Gegenüber BLICK bestätigt Teleclub, dass dies auch beim nächsten Finale der Fall sein wird.