In der Armee absolvieren momentan die ersten Cyber-Rekruten ihre Ausbildung. Sie sollen danach ihr Wissen in verschiedenen Truppenteilen einbringen. Denn die Armee braucht dringend Fachleute, um elektronische Angriffe von Cyber-Kriegern zu verhindern. In Gefahr sind aber auch Verwaltungen, Firmen, Schulen, Eisenbahnen, Elektrizitätswerke. Schon heute.
Doch bis die Armee genügend Spezialisten hat, dauert es. Der Politik geht das nicht rasch genug. «Cyber-Angriffe im militärischen und im zivilen Bereich sind eine reelle Bedrohung, die man schnell angehen muss», sagt SP-Sicherheitspolitikerin Priska Seiler Graf (49). Sie hat auch eine Idee, wo zusätzliche Fachleute herkommen sollen: aus dem Zivildienst!
Zivildienstler für die zivile Cyber-Abwehr
«Viele Zivis verfügen über die dringend benötigten Fachkenntnisse im Cyber-Bereich», ist die Zürcher Nationalrätin überzeugt. Sie fordert den Bundesrat daher auf, Einsätze von Zivildienstleistenden im Bereich der Cyber-Sicherheit zu prüfen. Er soll zudem klären, «ob dafür nach dem Durchdienermodell Einsätze für die gesamte Dauer des Ersatzdienstes geleistet werden könnten», schreibt sie in ihrer Motion.
Gesetzlich wäre es möglich, aber politisch?
Allerdings gibt es einige Knackpunkte: Zivis dürfen keine ähnliche Aufgaben wie die Armee übernehmen oder das Gleiche machen wie im Job. Sicherheitspolitische Tätigkeiten sind für den Zivildienst aber möglich, ebenso «Einsätze in öffentlichem Interesse.» Doch ob sich Zivis für die Cyber-Abwehr interessieren, ist eine offene Frage.
Beim Schweizerischen Zivildienstverband Civiva stösst ein Zivi-Cyber-Dienst grundsätzlich auf Zustimmung. «Der Zivildienst hat grosses Potenzial für spezielle Aufgaben», sagt Co-Präsident und Zivi Samuel Steiner (30). Schon heute würden Zivis in der zivilen Kriminalprävention arbeiten. «Zivis sind zum Beispiel in der Sozialarbeit und für die Grenzwacht tätig – selbstverständlich ohne Waffe und Gewalteinsatz.»
Wissen ausbilden für die Privatwirtschaft?
Unterstützung erhält die SP-Nationalrätin von ihrer Fraktion. Auch Grünen-Fraktionschef und Sicherheitspolitiker Balthasar Glättli (46) findet die Idee «interessant», hat aber offene Fragen. Seine Hauptkritik: «Bilden wir Zivis für die Cyber-Abwehr aus, sind sie nur kurze Zeit im Einsatz. Cyber-Soldaten absolvieren jedoch WK und bringen ihr wachsendes Fachwissen aus ihrem beruflichen Umfeld ein.»
Sicherheitspolitiker wollen IT-Spezialisten lieber in der Armee
Bei bürgerlichen Politikern fällt Seiler Grafs Idee durch. Zwar wollen auch sie die militärische Cyber-Abwehr stärken. Aber eben innerhalb der Armee. «Diese militärische Cyber-Abwehr aufzubauen, macht schon genug Mühe. Da brauchen wir nicht noch einen Nebenschauplatz, der uns IT-Spezialisten weglockt», so Werner Salzmann (55), SVP-Nationalrat und Präsident der Sicherheitskommission des Nationalrats.
«Mit einem Cyber-Zivildienst erweisen wir der Armee einen Bärendienst», findet auch CVP-Nationalrätin Ida Glanzmann (59). Zudem habe der Zivildienst ganz andere Kompetenzen als das Militär.
Bürgerliches Ziel sind weniger Zivis, nicht mehr
Ganz unverblümt sagt Corina Eichenberger (63), weshalb sie gegen Cyber-Zivis ist: «Das Ziel sind weniger Zivildienstleistende – nicht mehr.» Die Aargauer FDP-Nationalrätin ist überzeugt, dass es möglich ist, zeitnah genügend Leute in der Armee auszubilden. Und falls nicht, könne man dann immer noch über andere Modelle nachdenken, ergänzt Josef Dittli (61), FDP-Ständerat und Präsident der Sicherheitskommission des Ständerats. «Wir könnten bei der Tauglichkeit neue Kriterien einführen. So wäre der Militärdienst auch für IT-affine Junge möglich, die nicht in 12 Minuten 2,5 Kilometer rennen.»
Rund 180'000 Personen arbeiten heute im Pflegebereich. 2025 braucht es aber fast 218'000 Pflegerinnen und Pfleger. Zu diesen Zahlen kommt die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) in einem Bericht. Vor allem bei der Spitex (+ 35 Prozent), aber auch in Alters- und Pflegeheimen (+ 25,7 Prozent) wird mehr Personal benötigt.
Das Problem ist die demografische Entwicklung der Schweiz. 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind heute über 65 Jahre alt. 2045 werden es über 25 Prozent sein.
Der Bedarf neuer Pflegerinnen und Pfleger kann mit der Ausbildung von neuen Fachkräften nicht gedeckt werden, ist sich die GDK sicher. Grund dafür ist unter anderem die hohe Berufsaussteigerquote. Der Job ist schlicht zu unattraktiv. Ein Pflegenotstand droht – die Hoffnung liegt nun auf den Robotern.
Rund 180'000 Personen arbeiten heute im Pflegebereich. 2025 braucht es aber fast 218'000 Pflegerinnen und Pfleger. Zu diesen Zahlen kommt die Gesundheitsdirektorenkonferenz (GDK) in einem Bericht. Vor allem bei der Spitex (+ 35 Prozent), aber auch in Alters- und Pflegeheimen (+ 25,7 Prozent) wird mehr Personal benötigt.
Das Problem ist die demografische Entwicklung der Schweiz. 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung sind heute über 65 Jahre alt. 2045 werden es über 25 Prozent sein.
Der Bedarf neuer Pflegerinnen und Pfleger kann mit der Ausbildung von neuen Fachkräften nicht gedeckt werden, ist sich die GDK sicher. Grund dafür ist unter anderem die hohe Berufsaussteigerquote. Der Job ist schlicht zu unattraktiv. Ein Pflegenotstand droht – die Hoffnung liegt nun auf den Robotern.