SP-Nationalrätin Martina Munz will Schulreise-Kosten senken
«Kollektivbillette sind zu teuer»

SP-Nationalrätin Martina Munz macht dem Bundesrat Beine. Sie will von ihm wissen, wie die Reisekosten für Schullager und Schulreisen vergünstigt werden können. Dafür bekommt sie Support aus allen Parteien.
Publiziert: 18.06.2018 um 18:08 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 00:40 Uhr
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SP-Nationalrätin Martina Munz (SH): «Kollektivbillette für den öffentlichen Verkehr sind zu teuer und nicht mehr attraktiv.»
Foto: Peter Gerber

Die Kosten für SBB-Tickets für Schulreisen und Exkursionen seien zu hoch, der Car komme teils günstiger, klagen die Lehrer. Der Lehrerverband LCH kündigte im Mai an, bei den SBB zu intervenieren. Ein entsprechender Brief ist aber noch nicht verschickt, wie LCH-Zentralsekretärin Franziska Peterhans erklärt. «Wir sind derzeit daran, zum Thema Allianzen zu bilden, das braucht etwas Zeit.»

«Schulen verzichten auf Aktivitäten»

Umso rascher geht es dafür im Bundeshaus vorwärts. Dort macht sich die Schaffhauser SP-Nationalrätin Martina Munz (62) für das Anliegen stark. «Kollektivbillette für den öffentlichen Verkehr sind zu teuer und nicht mehr attraktiv», sagt sie. «Schulen verzichten deshalb teilweise auf Aktivitäten ausserhalb des Schulhauses oder weichen auf private Transportunternehmen aus.»

Der Bundesrat soll nun aufzeigen, wie die Reisekosten für Schullager, Schulverlegungen und Exkursionen vergünstigt werden können, fordert Munz in einem Vorstoss. Die ausserschulischen Aktivitäten seien für das fachliche und interdisziplinäre Lernen sowie für den Sprachenaustausch wichtig und gehörten zu einer umfassenden Grundbildung.

«Das kann in Klassenlagern sehr effektiv gefördert werden», ist Munz überzeugt. Und fügt hinzu: «Schulsportlager haben zudem eine nachhaltige Wirkung auf die Gesundheit und die Integration.» Aus pädagogischer Sicht sei es zudem wichtig, die Kinder zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs zu erziehen. 

Unterstützung aus allen Parteien

Munz bezieht sich in ihrem Vorstoss auch auf ein Bundesgerichtsurteil, welches vor einem halben Jahr einschlug wie eine Bombe: Letzten Dezember entschieden die Lausanner Richter, dass die Volksschule grundsätzlich unentgeltlich sein muss. Elternbeiträge von 200 bis 300 Franken für Lagerwochen seien zu hoch. Einzig für die Verpflegungskosten, welche die Eltern während der Abwesenheit der Schulkinder einsparen, dürfen je nach Alter der Schulkinder maximal 10 bis 16 Franken pro Tag eingefordert werden.

Das Urteil bereitet vielen Gemeinden Sorgen, denn im Lager-Budget droht ein Loch. Gerade Reisekosten würden die Budgets für Schulaktivitäten ausserhalb des Schulhauses sehr stark belasten, sagt Munz. Sie will deshalb vom Bundesrat geprüft haben, «ob attraktive ÖV-Tickets für alle Schulaktivitäten angeboten werden könnten».

Für ihren Vorstoss hat Munz Unterschriften von Parlamentariern aus allen Parteien gesammelt. So stehen etwa auch SVP-Nationalrat und Swiss-Olympic-Präsident Jürg Stahl (50, ZH), FDP-Bildungspolitiker Christian Wasserfallen (36, BE) oder CVP-Sportpolitiker Christian Lohr (56, TG) hinter dem Anliegen.

Zustupf für Schulsportlager prüfen

Dass das Thema den Politikern unter den Nägeln brennt, beweist auch ein Vorstoss von BDP-Nationalrat Duri Campell (55, GR), den die grosse Kammer in der Sommersession mit 171 gegen 10 Stimmen überwiesen hat: Der Bundesrat muss prüfen, ob und wie der Bund obligatorische Schulsportlager finanziell stärker unterstützen kann.

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