SP-Linke kanzeln Mitte-Strategie ab
«Von einer profillosen SP profitieren alle anderen»

SP-Fraktionschef Roger Nordmann schielt auf die Mitte-Wähler. Die SP schrecke diese mit Provokationen ab und müsse ihren Tonfall überdenken. SP-Nationalrat Corrado Pardini hält dagegen und fordert, die SP müsse «weiterhin eine deutliche Sprache sprechen».
Publiziert: 04.07.2016 um 20:04 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:37 Uhr
Ruedi Studer

CVP und FDP sind seit den Wahlen nach Einschätzung von SP-Fraktionschef Roger Nordmann spürbar nach rechts gerückt. Darin sieht der Waadtländer eine Chance, Wähler in der Mitte für die Sozialdemokraten zu gewinnen, wie er in einem in der «Berner Zeitung» und dem «Landboten» erschienenen Interview erklärt.

SP-Fraktionschef Roger Nordmann nimmt die Mitte-Wähler ins Visier.

Moderate Wähler würden schätzen, «dass wir vernünftige Kompromisse mitgestalten und mittragen, so wie kürzlich beim Asylgesetz», so Nordmann.

Die SP müsse sich zwar nicht neu erfinden, doch ihre Ausrichtung müsse sie überdenken, vor allem im Ton, sagt Nordmann: «Ich stelle fest, dass es oft eher die Sprache oder Ausdrücke sind, die abschrecken, als der Inhalt.» Manchmal schrecke die SP «mit Provokationen unnötig Mittewähler ab, die bei Abstimmungen meist auf unserer Seite sind».

Pardini: Nicht «profillos einmitten» 

Nicht alle SPler teilen Nordmanns Überlegungen. «Wir müssen weiterhin auch die Abzockerei und das bürgerliche Machtkartell anprangern und den Menschen klaren Wein einschenken», sagt SP-Nationalrat Corrado Pardini (BE). Die SP müsse weiterhin eine deutliche Sprache sprechen und dürfe sich nicht «profillos einmitten». Denn: «Von einer profillosen SP profitieren alle andern, aber sicher nicht die SP.»

SP-Nationalrat Corrado Pardini (BE) will, dass die SP weiterhin eine deutliche Sprache spricht. «Wir müssen weiterhin auch die Abzockerei und das bürgerliche Machtkartell anprangern und den Menschen klaren Wein einschenken», sagt er.
Foto: EQ Images

Allzu viele Kompromisse dürften die Sozialdemokraten nicht eingehen – und wenn, «dann müssen wir aus einer starken linken Position starten und nicht aus der Mitte, sonst liegt der Kompromiss nämlich rechts».

Sein Erfolgsrezept: «Die SP muss die sozialen Errungenschaften mit allen Mitteln verteidigen und Vorschläge für eine offene, soziale und moderne Schweiz entwickeln. Damit wird sie für alle attraktiver.»

Gerade mit Blick auf die anstehende Rentenreform ist für Pardini klar, dass die SP mit der Verteidigung und der Stärkung des Sozialstaats punkten muss. «Wir müssen jetzt die Klingen wetzen, denn die Angriffe von rechts kommen bestimmt.»

Feri: «Mit angenehmem Tonfall kommt man weiter» 

«Mit einem angenehmen Tonfall kommt man weiter als mit Provokationen», stellt sich die SP-Nationalrätin und Wettinger Exekutivpolitikerin Yvonne Feri (AG) hinter Nordmann.

SP-Nationalrätin Yvonne Feri (AG) weiss als Wettinger Exekutivpolitikerin: «Mit einem angenehmen Tonfall kommt man weiter als mit Provokationen.»

Sie betont aber: «Politisch müssen wir unseren Grundwerten treu bleiben. So darf es in unseren Kernthemen wie dem AKW-Ausstieg oder der Altersvorsorge keine Kompromisse geben.»

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