Im Kanton Zürich organisierte die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) die Unterbringung eines verhaltensauffälligen Zwölfjährigen in der Kinderpsychiatrie. Weil man ihn als gefährlich einstufte, musste auch ein Sicherheitsdienst rund um die Uhr organisiert werden. Insgesamt beliefen sich die monatlichen Kosten in Spitzenzeiten auf 85'000 Franken. Sie mussten zur Hälfte je von der Krankenkasse und der zuständigen Gemeinde Wettswil ZH bezahlt werden. Letztere weigert sich, dies zu tun.
Heute kostet die psychiatrische Behandlung des Buben die Krankenkasse 43'000 Franken pro Monat. Was sagen Gesundheitspolitiker zu diesem teuren Einzelfall?
«Limite erreicht»
Dass eine Einzelperson die Allgemeinheit so weit belastet, ist nicht in Ordnung, findet Nationalrat Sebastian Frehner (SVP, BS). «Man darf der Allgemeinheit nicht zumuten, dass sie solch hohe Beträge einfach so übernehmen muss.» Klar, lebten wir in einem reichen Land, das sich eine gute Betreuung leisten kann.
«Trotzdem ist irgendwann die Limite erreicht. Dann muss man Abstriche bei solchen Leistungen machen. Es geht sicher auch günstiger», sagt Frehner. Er appelliert auch an Gemeinden und Krankenkassen, dass sie sich in Zukunft verweigern, solche Summen einfach zu übernehmen. «Die Gemeinde Wettswil hat das in diesem Sinne völlig richtig gemacht», lobt Frehner.
Und er fordert ein Umdenken: «Nun muss sich die Politik überlegen, wie man mit Ausreissern richtig umgeht.» Für die Kesb sei es natürlich einfach, Massnahmen zur Behandlung zu definieren und die Kosten dann den Gemeinden abzuwälzen. Frehner: «Aber das geht so nicht. Man muss doch die Gemeinden miteinbeziehen.»
«An Kind und Mutter denken»
Nationalrätin Bea Heim (SP, SO), wie Frehner ebenfalls Mitglied in der zuständigen Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit (SGK), betont, dass es ohne genügend Hintergrundwissen schwierig sei, etwas zum Fall zu sagen. Sie liefert aber einen anderen Ansatz als Frehner: «Wichtig ist, dass man zuerst an das Kind und die Mutter denkt.»
Die professionelle Unterstützung müsse darauf abzielen, dass sie beide einen Weg aus der Krise finden, um dem Kind positive Perspektiven für seine Entwicklung zu öffnen, so die Politikerin weiter.
Keinen Kommentar zum Fall abgeben wollte Regine Sauter, Zürcher FDP-Nationalrätin und ebenfalls SGK-Mitglied.
Keine weiteren Fragen beantworten will der Gemeindepräsident der zuständige Gemeinde Wettswil ZH, Hanspeter Eichenberger. Er hält aber fest, dass die Gemeinde bis heute Null Franken ausgelegt habe.