Es ist eine Premiere im Nationalratssaal. Zum ersten Mal schreitet die frischgewählte prima inter pares, also die Erste unter Gleichen in der Landesregierung, in die Grosse Kammer und darf stehende Ovationen und Blumen entgegennehmen.
Die Berner Bundesrätin tut das nach ihrer souveränen Wahl mit 181 Stimmen gekonnt und charmant. Im wohl grössten Moment ihrer Polit-Karriere wird sie von der höher gelegenen Tribüne aus von ihrem Gatten, Schriftsteller Lukas Hartmann (70), und dessen Sohn Jonas (29) beobachtet.
Auch er applaudierte kräftig – und würdigt das neue Wahlprozedere danach als «der Feier angemessen». Bis anhin klatschten die Parlamentarier nämlich ins Leere. Erst auf Intervention von FDP-Nationalrat Andrea Caroni (Blick.ch berichtete exklusiv) änderte das System.
Sommaruga-Rede kommt gut an
Ihre Antrittsrede begann Sommaruga auf Rätoromanisch – vielleicht ein Hinweis darauf, dass sie sich auch als Bundespräsidentin für Minderheiten einsetzen will. Die Geste kam jedenfalls gut an.
Der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas ist voll des Lobes. «Ich habe mich so darüber gefreut, dass ich gar nicht mehr weiss, was sie gesagt hat», schmunzelt er.
In allen anderen Landessprachen erklärte die 54-jährige aus Köniz BE wie sehr ihr die Schweiz am Herzen liege. Ein besonderes Augenmerk möchte sie 2015 auf die direkte Demokratie legen.
Das ist bemerkenswert, muss sie doch gleich mehrere Volksinitiativen umsetzen, gegen welche sie sich vor der Abstimmung zur Wehr setzte.
Die Pianistin bezeichnete das Stimmvolk als Chor, welches mit einem 246-köpfigen Orchester (Parlament) und einem Septett (Bundesrat) zusammen für die politische Musik sorge.
Hartmann: «Wir haben ganz unterschiedliche Rollen»
Begeistert zeigt sich Lukas Hartmann. Der künftige «First Gentleman» der Eidgenossenschaft meint, seine Frau habe «den Ton gut getroffen». Gekonnt habe sie «das Vereinende und nicht das Spaltende» hervorgehoben. Auch ihre politischen Gegner hätten mit der Ansprache leben können, glaubt er.
Nachdem die Ehefrau von Didier Burkhalter (FDP) im letzten Jahr immer wieder für Schlagzeilen sorgte, dürfte es an der Seite von Sommaruga ruhiger zu und her gehen. «Meine Frau und ich haben eine ganz unterschiedliche Rolle», so Hartmann zu Blick.ch.
«Ich werde meine sicher nicht offensiv, sondern zurückhaltend interpretieren», so der Autor der Romane «Abschied von Sansibar» oder «Räuberleben». Der 70-jährige hat sich auch kaum mehr politisch geäussert, seit seine Frau der Regierung angehört.
Hause Sommaruga: «Privates bleibt privat»
Eine Ausnahme macht er im Rahmen der «Wiedergutmachungs-Initiative». Seine Grossmutter war nämlich selbst ein Verdingkind. Seine Engagement hat er aber mit seiner Partnerin abgesprochen, wie er Blick.ch erklärte.
Klar ist für Hartmann: «Ich bin auch 2015 primär Schriftsteller und nicht der First Gentleman». Bereits im März soll sein neues Buch mit dem Titel «Auf beiden Seiten» auf den Markt kommen.
Was die Wahl seiner Frau für den Alltag der berühmten Paars bedeutet, wollte er nicht kommentieren. «Privates bleibt privat», so Hartmann freundlich, aber bestimmt.