Es ist ein grosser Tag für alle Zugfans. Zum 175-Jahr-Jubiläum der ersten Schweizer Bahnlinie ist am Dienstag ein historischer Dampfzug von Baden AG nach Zürich gefahren. An Bord der war auch Bundesrätin Simonetta Sommaruga (62, SP).
Für die Fahrt brauchte es eine Ausnahmebewilligung der Stadt Zürich. Denn dort gilt wegen der Dürre derzeit ein Feuerverbot – und das gälte eigentlich auch für kohlebetriebene Züge.
Mit dem «Krokodil» und dem «Elefant» nach Zürich
Nach Zürich gezogen wurden die acht historischen Wagen von der elektrisch angetriebenen Lokomotive «Krokodil» und der Gotthard-Dampflokomotive «Elefant». Der «Spanisch-Brötli-Bahn», die üblicherweise im Verkehrshaus in Luzern steht, wurde diese 23 Kilometer lange Strecke erspart.
Die Badenerinnen und Badener seien heute noch stolz, dass sie am Anfang der Schweizer Eisenbahngeschichte stehen, sagte Stadtpräsident Markus Schneider bei der Abfahrt in Baden. Die «Spanisch-Brötli-Bahn» hat ihren Namen vom viereckigen Blätterteiggebäck, das von Baden nach Zürich transportiert wurde.
Zürcher Kurgäste hatten das Gebäck in den Thermalbädern von Baden gerne schon zum Frühstück gegessen. Im reformierten Zürich war es den Bäckern aber verboten, ein solches Luxusgebäck herzustellen, weshalb sich die Herrschaften die «Brötli» per Zug liefern liessen.
ÖV «einer der grossen Stärken des Landes»
Am Fest in der SBB-Werkstätte Altstetten, das nach der Fahrt stattfand, hielt Verkehrsministerin Sommaruga eine Lobrede auf den ÖV. Dieser sei «eine der ganz grossen Stärken des Landes». «Unsere Bevölkerung kann sich sowohl in den Städten als auch in den ländlichen Regionen auf Bahn, Bus, Postauto und Tram verlassen. Darum beneidet man die Schweiz in vielen Ländern», sagte sie.
Der Krieg in der Ukraine habe auch deutlich gemacht, dass die Bahn zentraler Bestandteil der europäischen Sicherheitsarchitektur sei. «Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat praktisch nur noch die Bahn funktioniert», so die Bundesrätin. Die Bahn habe Flüchtlinge an die Landesgrenzen gebracht, Lebensmittel und Hilfsmaterial in die ukrainischen Städte transportiert und sie sorge jetzt dafür, dass ukrainisches Getreide überhaupt noch exportiert werden könne.
Festwochenenden für die Bevölkerung
«Ich danke den Schweizer Bahnen, dass sie die Ukraine zusammen mit ihren europäischen Partnerbahnen unterstützen, um den Betrieb aufrecht zu erhalten», sagte Sommaruga. Sie sei überzeugt, dass diese gemeinsame Erfahrung zu einer noch viel engeren Zusammenarbeit der Bahnen in Europa führen werde.
Auch die breite Bevölkerung soll etwas vom 175-Jahr-Jubiläum haben: Bis Oktober finden noch drei Festwochenenden in mehreren Landesteilen statt. Mittlerweile beteiligen sich über 50 Transportunternehmen an den Feierlichkeiten. (SDA/lha)