Diese Woche stehen zwei Schweizer im Fokus der Weltöffentlichkeit. Bertrand Piccard wird diese Nacht seinen Solar Impulse-Flieger in Abu Dhabi zum letzten Mal landen. Schafft er auch die letzte Etappe mit Start in Kairo, hat er zusammen mit André Borschberg, mit dem er sich im Cockpit abwechselte, die gesamte Erde umrundet – ohne einen einzigen Liter Kerosin zu verbrauchen.
Nur: Ausgerechnet die letzte Etappe ist vielleicht die schwierigste. «Es ist so warm und wir haben so viele Turbulenzen, ich muss konzentriert bleiben», sagte Piccard aus der Kabine. Noch wolle er nicht ans Ende der Reise denken.
Selbstverständlich sammelte Abenteurer Piccard, der als erster Mensch in einem Ballon die Erde umrundete, in den letzten 16 Monaten weitere Weltrekorde – doch das ist nicht sein Fokus. Er will die Menschen davon überzeugen, dass wir im Umgang mit Ressourcen sorgfältiger werden müssen. Dass die Förderung von erneuerbaren Energien ein Muss ist.
Für dieses Ziel nahm er viele Mühen auf sich. Vor sieben Jahren gelang der Erstflug mit «seinem» Solarflieger. 2012 schaffte er den ersten Interkontinentalflug von Madrid nach Rabat. Weil sich der Bau des neuen Flugzeugs verzögerte, überquerte er 2013 die Vereinigten Staaten.
Im Februar 2014 stellte Piccard in Payerne die Solar Impulse 2 vor. Im Vergleich zum ersten Flugzeug kann das neue Modell auch bei Regen fliegen, weil etwa die Verkabelung wasserdicht gemacht wurde.
Dazu hat es eine höhere Nutzlast und eine Spannweite von 72 Metern – bei einem «Fliegengewicht» von nur 2,3 Tonnen. Dank vier Propellern schafft das Gerät ein durchschnittliches Tempo von 75 Kilometern pro Stunde – in der Nacht sind es weniger, um Energie zu sparen.
17'000 Solarzellen sollten die Weltumrundung in 17 Etappen ermöglichen. Der Start erfolgte im März 2015 in Abu Dhabi. Ohne Probleme ging die Tour de Monde aber nicht vonstatten. Bei der fünftägigen Pazifik-Überquerung (Weltrekord für einen Alleinflug) im Juni 2015 wurden die Batterien stark beschädigt. Das zwang Piccard und Borschberg zu einer neunmonatigen Pause in Hawaii.
Erst im April 2016 ging es weiter – mit einem Highlight. Auf dem Flug von Hawaii nach Kalifornien wurde Piccard aus dem Cockpit live nach New York geschaltet, wo in diesem Moment das Pariser Klimaabkommen unterzeichnet wurde. Der Schweizer unterhielt sich mit UNO-Generalsekretär Ban ki moon und bedankte sich für die Unterzeichnung. Ban witzelte, Piccard sehe aus wie ein Astrounaut auf dem Weg zum Mond. Die ebenfalls anwesende Schweizer Umweltministerin Doris Leuthard nahm den Ball auf sagte stolz: «Es ist das inspirierendste Projekt seit dem Flug zum Mond.»
Nach fünf weiteren Etappen landete die Maschine vor einem Monat in New York. Piccard flog die Solar Impulse kurze Zeit später nach Sevilla, Borschberg nach Kairo. Von hier startete in der Nacht auf Sonntag die letzte Etappe nach Abu Dhabi. Zuvor hatte sich der Abflug verzögert – nicht nur wegen dem Wetter. Ausgerechnet vor seinem Triumphflug litt Piccard unter gesundheitlichen Problemen, eine Magenverstimmung liess die Welt warten.
Nun ist er wieder auf dem Damm und unterwegs zum Al Bateen-Flughafen. Dort wird er in der Nacht auf Dienstag von einer prominenten Fangemeinde erwartet. Dazu gehört auch die Schweizer Umweltministerin Doris Leuthard.
Die CVP-Bundesrätin startete heute für einen Kurztrip nach Abu Dhabi. BLICK begleitet sie dabei.