So will die kriselnde Partei wieder auf Touren kommen
BDP beweist Humor auf dem Sterbebett

Die BDP dümpelt vor sich hin. Um dem Untergang zu entgehen, setzt die Kleinstpartei nun auf einen «Kompass», der die Basis bei der Stange halten soll.
Publiziert: 22.04.2017 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 17:35 Uhr
Parteipräsident Martin Landolt schwört seine Partei aufs Durchhalten ein. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)
Foto: KEY
Sermîn Faki

Seinen Humor hat er noch nicht verloren. Als Politologe Claude Longchamp bei seinem Gastvortrag an der BDP-Delegiertenversammlung mit einer Grafik auf die andauernden Wahlverluste der Partei in den Kantonen hinwies, konterte Präsident Martin Landolt: «Ich habe lange in der Finanzbranche gearbeitet. Da nennt man das ein klares Kaufsignal.»

Dabei hat Landolt nicht allzuviel zu lachen. Seit das Aushängeschild Eveline Widmer-Schlumpf vor eineinhalb Jahren aus dem Bundesrat zurücktrat, dümpelt seine Partei vor sich hin. Im Parlament ist die BDP nahezu wirkungslos. Es fehlen Alleinstellungsmerkmale, Mitglieder und prominente Köpfe, mit denen sich Basis und Wählerschaft identifizieren können. So gelingt es seit Monaten nicht, in der Romandie eine Nachfolge für die abtretende Vizeparteipräsidentin zu finden.

Eine Partei auf dem Sterbebett 

In der politischen Mitte tummeln sich mit CVP, FDP, GLP noch andere Parteien. Wichtige BDP-Exponenten wie Hans Grunder, der strippenziehende Nationalrat aus dem Emmental, rechnen denn auch damit, dass die BDP die nächsten Jahren nicht überlebt. Wie ernst er das meint, kann man daran erkennen, dass er an der Delegiertenversammlung in Pratteln BL fehlte – im Gegensatz zu Widmer-Schlumpf.

Landolt weiss all das – und kann dem doch nichts entgegensetzen als Durchhalteparolen. Die neuste ist der BDP-Kompass, der an Delegiertenversammlung vorgestellt wurde. Drei A4-Seiten, auf denen steht, in welcher Tradition sich die Partei sieht (die der Demokratischen Partei und der SVP-Vorläuferin BGB), welche Werte sie reklamiert (Nachhaltigkeit, Verantwortungsgefühl, Toleranz und Respekt) und wo sie hinwill: vorwärts.

Anhängen an Operation Libero

«Die richtige Frage in der Schweizer Politik lautet nicht links oder rechts», so Landolt. «Sondern vorwärts oder rückwärts. Die BDP steht für vorwärts!» Nur, in welche Richtung dieses Vorwärts gehen soll, wird aus dem Kompass nicht ersichtlich.

Dass in Pratteln auch Laura Zimmermann, Co-Präsidentin der Operation Libero, zu einem Gastvortrag geladen war, mag ein Hinweis sein: Die BDP will sich am von den Liberos entworfenen Projekt «Chancenland Schweiz» anhängen.

Nur: Reicht das? Es fehlt trotz allem ein Prestigeprojekt, mit dem die Partei sich profilieren kann. Landolt versucht, auch das in eine Durchhalteparole umzumünzen: «Wir haben keine Profilneurose. Wir arbeiten an Lösungen, die das Land weiterbringen. Das Profil kommt dann schon», glaubt er.

Prinzip Hoffnung

Das heisst: Die BDP setzt auf das Prinzip Hoffnung. Hoffnung, dass die Bevölkerung eines Tages des Populismus und der Polarisierung überdrüssig wird und wieder auf eine Kraft setzen will, die «sachliche Lösungen in den Vordergrund stellt».

Zu viel Zeit wird die Partei dafür nicht haben. Die Wahlen 2019 werden entscheidend sein. Wenn es dann nicht gelingt, die acht Sitze unter der Bundeshauskuppel zu halten, wird klar sein, wohin der Kompass zeigt: in den Untergang.

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