Während der Corona-Krise herrschte Hochbetrieb auf Spazier-, Wander- und Velowegen. «Die Leute hatten ein grosses Bedürfnis, nach draussen zu gehen und sich zu bewegen», stellt Sportministerin Viola Amherd (58) fest. «Ich habe noch nie so viele Spaziergänger und Velofahrer gesehen.»
Doch die Schweiz ist nicht erst seit Corona fit. Ganz unabhängig von der Pandemie ist die Bevölkerung in den vergangenen Jahren sportlicher geworden. Das hat eine gross angelegte Sport-Studie ergeben, deren Ergebnisse das Bundesamt für Sport heute in Anwesenheit der Bundesrätin vorgestellt hat.
Alle sechs Jahre misst der Bund seinen Bürgern in einer repräsentativen Umfrage den Puls. Durchgeführt wird die Studie vom Schweizer Sportobservatorium. Über 12'000 Personen ab 15 Jahren wurden befragt.
Sportmuffel werden weniger
Die Ergebnisse freuen nicht nur Sportministerin Amherd: Gut die Hälfte der Bevölkerung treibt mehrmals pro Woche Sport – während ingesamt mindestens drei Stunden. Seit 2000 steigt der Anteil der Sportskanonen, in den letzten sechs Jahren noch stärker als zuvor. Die Sportmuffel hingegen werden immer weniger. Hat 2014 noch gut jeder Vierte gar keinen Sport gemacht, ist es jetzt nur noch jeder Sechste. Besonders Frauen und Senioren sind sportlicher geworden.
Allerdings muss man berücksichtigen, dass sich auch das Verständnis gewandelt hat, was mit Sport gemeint ist. Noch vor 20 oder 30 Jahren habe kaum jemand Wandern oder Yoga als Sport bezeichnet, hält die Studie fest. Heute sind gerade diese Sportarten sehr populär. 57 Prozent der Schweizer Bevölkerung wandert, 42 Prozent fährt Velo und fast ebenso viele gehen schwimmen. Skifahren folgt auf Rang 4, Joggen und Laufen auf Rang 5.
Jeder Fünfte ist im Sportverein
In der Tendenz betreiben die Schweizerinnen und Schweizer heute mehr Sportarten nebeneinander, diese dafür weniger intensiv. Wer wandert, tut dies im Mittel nur an 15 Tagen im Jahr. Krafttraining machen zwar mit 13 Prozent deutlich weniger Menschen, dafür im Mittel an 90 Tagen pro Jahr.
Weitere Ergebnisse:
- Die Schweiz gehört mit Finnland, Schweden und Dänemark zu den sportlichsten Ländern Europas.
- Deutschschweizer fahren viel lieber Velo als Romands und Tessiner: In der Deutschschweiz ist es fast die Hälfte, in der französischen und italienischen Schweiz nur knapp 30 Prozent.
- Schweizerinnen und Schweizer treiben mehr Sport als Ausländerinnen und Ausländer. Das hat zu einem gewissen Teil mit sozioökonomischen Unterschieden zu tun. So gilt im Grundsatz: Je mehr Einkommen und je besser gebildet, desto sportlicher – und Ausländer sind im Durchschnitt eher schlechter gebildet und verdienen weniger als Schweizer. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Nationalitäten, was auch internationale Vergleiche zeigen. Mittel- und Nordeuropäer sind sportlicher als Süd- und Osteuropäer, Nordamerikanerinnen und -amerikaner machen mehr Sport als Menschen aus Lateinamerika, Asien oder Afrika. Migranten in der Schweiz sind aber deutlich sportlicher als ihre Landsleute in der Heimat.
- Gut jeder fünfte Erwachsene ist Mitglied in einem Sportverein. Fast genauso viele haben ein Abo in einem Fitnesscenter.
- Im Schnitt gibt eine Person rund 2000 Franken im Jahr für Sport aus.
- Der Bund rechnet nicht damit, dass der Sportboom, wie man ihn jetzt feststellen kann, in den kommenden Jahren in diesem Mass weitergeht. Aus der Umfrage kann man aber schliessen, welche Sportarten ein besonders hohes Wachstumspotenzial haben. Es sind zum Beispiel Kampfsport, Windsurfen, Rudern, Klettern und Bergsteigen.