Exklusive BLICK-Umfrage ein Jahr vor den Wahlen
FDP legt zu, Einbussen für SVP und CVP

Ein Jahr vor den Wahlen 2019 können sich die Ökoparteien auf Stimmenzuwächse freuen. Die BDP muss sich vor herben Verlusten fürchten, und FDP-Chefin Petra Gössi schafft es nicht, an der SP vorbeizuziehen, schliesst aber zu den Genossen auf.
Publiziert: 01.10.2018 um 00:34 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 14:31 Uhr
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So sähe die Zusammensetzung des Parlaments aktuell aus.
Foto: Infografik
Pascal Tischhauser

Petra Gössi (42) hat für die Wahlen vom 20. Oktober 2019 die klare Losung ausgegeben: «Vor allem wollen wir die SP überholen», sagte sie im Sommer im BLICK-Interview. Dieses Ziel wird die FDP-Chefin verfehlen, wie der Ringier-Wahlkompass zeigt: Die Freisinnigen verringern zwar ihren Rückstand auf die SP seit 2011 kontinuierlich, doch Christian Levrat (48) bleibt mit seinen Genossen 2019 klar die zweitstärkste Partei.

Riesig bleibt zwar auch der Vorsprung der grössten Partei der Schweiz auf den Rest. Aber die SVP unter Albert Rösti (51) verliert in der Onlineumfrage bei über 27'000 Stimmberechtigten in der Deutsch- und Westschweiz klar. Im Ringier-Wahlkompass muss die SVP 1,4 Prozentpunkte abgeben. Statt wie bei den Wahlen 2015 auf 29,4 Prozent Wahlanteil kommt die Sünnelipartei nur noch auf 28 Prozent.

SVP-Themen habe keine Konjunktur

Durchgeführt hat die Umfrage von BLICK und «Le Temps» das Forschungsinstitut gfs.bern zwischen dem 7. und 19. September 2018. Der Fehlerbereich liegt bei +/–1,2 Prozentpunkten.

Was sich bei der SVP schon Anfang März in der Stadt Zürich angekündigt hatte und am 25. März im Kanton Bern fortsetzte, könnte sich auch im kommenden Herbst in den Wahlen bestätigen. Die Partei tut sich derzeit schwer. «Die Themen der SVP wie Migration und Sicherheit haben momentan wenig Konjunktur. Zudem tut sich die Partei mit der personellen Erneuerung schwer», sagt Cloé Jans (32) von gfs.bern.

Pfister hält die Verluste in Grenzen

Einbussen muss auch die CVP hinnehmen. Doch Parteichef Gerhard Pfister (55) dürfte dennoch erleichtert sein – es sind nur 0,6 Prozentpunkte. Das sind weniger als von vielen befürchtet. Entgegenkommen wird der CVP zudem, dass sie dank des Rücktritts ihrer Bundesrätin Doris Leuthard (55) bis November viele ihrer Parlamentarier als mögliche Nachfolger präsentieren kann. Diese National- und Ständeräte können dann mit dem Prädikat «bundesratstauglich» in den Wahlkampf starten.

Bei der BDP könnten die Verluste gar existenzbedrohend sein. Im Wahlkompass wird die BDP mit minus 2,1 Prozentpunkten zur 2-Prozent-Partei. Hier stellt sich die Frage, ob es der BDP gelingt, bis zum Oktober 2019 mit Themen wie dem Kampf gegen die Lockerung der Waffenexporte wieder Boden gutzumachen.

Wenn nicht, droht ihr entweder das Schicksal des Landesrings der Unabhängigen: Beim LDU kam 1999 – vier Jahre, nachdem er unter die 2-Prozent-Marke gefallen war – das Aus. Oder kann die BDP sich wie die EVP als Kleinstpartei langfristig behaupten? Dies dürfte aber kaum mehr mit einer eigenen Fraktion möglich sein. Dafür braucht es fünf Nationalratssitze. Wie die EVP müsste die BDP nach den Wahlen 2019 allenfalls Unterschlupf in einer anderen Fraktion suchen.

Ökoparteien im Hoch

Im Hoch hingegen sind die Grünen und die GLP. Sie können in der Wählergunst um 2 beziehungsweise 1,3 Prozentpunkte zulegen. Wäre Mitte September bereits gewählt worden, kämen die Grünen und die Grünliberalen neu als Öko-Block zusammen auf 15 Prozent Wähleranteil. Dabei lagen die Grünliberalen bei den Wahlen 2011 noch gleichauf mit der BDP – und verloren 2015 fast gleich viel. Im Gegensatz zur BDP hat sich die GLP aber mehr als nur erholt.

Gesundheit und Rente dringender als Einwanderung

Ein Grund, weshalb die SVP nicht mehr an ihre fast 30 Prozent Wahlanteil von 2015 anknüpfen kann und die Ökoparteien im Aufwind sind, dürften die Themen sein, die der Bevölkerung derzeit am meisten unter den Nägeln brennen.

Traditionell profitiert die SVP nämlich davon, wenn besonders viele Asylsuchende in die Schweiz kommen. Aktuell ist deren Zahl aber so tief wie lange nicht mehr. Und weil die Konjunktur in verschiedenen Ländern Europas angezogen hat, hat auch der Einwanderungsdruck aus der EU merklich abgenommen. Mit dem Thema Migration kann die SVP derzeit also nicht punkten.

Auch die Themen Sicherheit und Europa, bei denen die SVP die Wähler überzeugt, haben derzeit keine hohe Priorität, wie der Ringier-Wahlkompass zeigt. Der Bevölkerung ist aktuell die Zukunft unseres Gesundheitswesens am allerwichtigsten. Gefolgt von der Angst um unsere Altersvorsorge.

Bei diesen beiden Themen werden traditionell der SP die grössten Kompetenzen zugesprochen. Weil aber weder bei den ständig steigenden Gesundheitskosten und damit den Krankenkassenprämien Lösungen in Griffweite sind noch bei der Sicherung unserer Renten, können hier die Genossen nicht profitieren.

Doch das alles kann sich noch ändern. Etwa wenn sich der Bundesrat und die EU noch vor den Parlamentswahlen am 20. Oktober 2019 auf ein institutionelles Rahmenabkommen einigen würden. Dann wäre das Thema Europa ganz konkret auf dem Tisch. Das könnte der SVP letztlich mehr Wähler bringen als im Wahlkompass.

Das Abschneiden von FDP und CVP in der Umfrage zeigt aber auch: Es sind nicht die Themen alleine, die die Wahlen entscheiden. Schliesslich bereitet den Schweizern ja das Gesundheitswesen und die Renten am meisten Sorgen. Davon müsste die CVP profitieren können, weil ihr hier nach der SP am meisten Kompetenz zugesprochen wird.

Doch nach jahrelangen Verlusten haftet den Christdemokraten ein Verlierer-Image an. Ganz im Gegensatz zu den Freisinnigen: Bei den wichtigen Fragen trauen die Wähler ihnen keine Lösungen zu. Aber nachdem sie bei jeder Wahl zulegen konnte, hat sie einfach einen Gewinner-Bonus.

BLICK
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Ein Grund, weshalb die SVP nicht mehr an ihre fast 30 Prozent Wahlanteil von 2015 anknüpfen kann und die Ökoparteien im Aufwind sind, dürften die Themen sein, die der Bevölkerung derzeit am meisten unter den Nägeln brennen.

Traditionell profitiert die SVP nämlich davon, wenn besonders viele Asylsuchende in die Schweiz kommen. Aktuell ist deren Zahl aber so tief wie lange nicht mehr. Und weil die Konjunktur in verschiedenen Ländern Europas angezogen hat, hat auch der Einwanderungsdruck aus der EU merklich abgenommen. Mit dem Thema Migration kann die SVP derzeit also nicht punkten.

Auch die Themen Sicherheit und Europa, bei denen die SVP die Wähler überzeugt, haben derzeit keine hohe Priorität, wie der Ringier-Wahlkompass zeigt. Der Bevölkerung ist aktuell die Zukunft unseres Gesundheitswesens am allerwichtigsten. Gefolgt von der Angst um unsere Altersvorsorge.

Bei diesen beiden Themen werden traditionell der SP die grössten Kompetenzen zugesprochen. Weil aber weder bei den ständig steigenden Gesundheitskosten und damit den Krankenkassenprämien Lösungen in Griffweite sind noch bei der Sicherung unserer Renten, können hier die Genossen nicht profitieren.

Doch das alles kann sich noch ändern. Etwa wenn sich der Bundesrat und die EU noch vor den Parlamentswahlen am 20. Oktober 2019 auf ein institutionelles Rahmenabkommen einigen würden. Dann wäre das Thema Europa ganz konkret auf dem Tisch. Das könnte der SVP letztlich mehr Wähler bringen als im Wahlkompass.

Das Abschneiden von FDP und CVP in der Umfrage zeigt aber auch: Es sind nicht die Themen alleine, die die Wahlen entscheiden. Schliesslich bereitet den Schweizern ja das Gesundheitswesen und die Renten am meisten Sorgen. Davon müsste die CVP profitieren können, weil ihr hier nach der SP am meisten Kompetenz zugesprochen wird.

Doch nach jahrelangen Verlusten haftet den Christdemokraten ein Verlierer-Image an. Ganz im Gegensatz zu den Freisinnigen: Bei den wichtigen Fragen trauen die Wähler ihnen keine Lösungen zu. Aber nachdem sie bei jeder Wahl zulegen konnte, hat sie einfach einen Gewinner-Bonus.

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