Die heisse Phase des Wahlkampfs läuft zwar erst an – ein Sieger des US-Präsidentschaftsrennens steht aber jetzt bereits fest: Snapchat. Erst als Sexting-Plattform verpönt, hat sich die App mit dem weissen Gespenst im Logo seit der Gründung 2011 bei der jungen Generation zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zu Facebook gemausert. Und nun erobert Snapchat auch die politische Bühne – nicht nur in den USA, sondern langsam aber sicher auch in der Schweiz.
Im Vergleich zu den US-Präsidentschaftsanwärtern zeigen sich Schweizer Politiker zwar noch zaghaft, was den Einbezug von Snapchat in ihre Öffentlichkeitsarbeit anbelangt. So lassen sich die Bundesparlamentarier, die über ein Profil verfügen, an einer Hand abzählen. Doch für die, die dabei sind, ist klar: Snapchat hat Potenzial. Auch für die Politik.
Der Aargauer GLP-Nationalrat Beat Flach denkt dabei insbesondere an die Chance, jungen Menschen via Messaging-App politische Informationen vermitteln zu können. Schliesslich sind laut dem Media Use Index 2015 fast 60 Prozent der 14- bis 19-Jährigen in der Schweiz auf Snapchat aktiv. Er habe deshalb vor, Snapchat in Zukunft vermehrt zu nutzen, sagt Flach – «sobald ich kapiert habe, wie das Ganze funktioniert».
Teenie gibt Nachhilfe
Denn die App-Architektur ist, das bemängeln viele Snapchat-Neulinge, wenig intuitiv. Flach und SP-Amtskollege Cédric Wermuth liessen sich von einem Teenager in die Welt des Messaging-Diensts einführen, dessen Alleinstellungsmerkmal darin besteht, dass alle geposteten Videos und Bilder nur 24 Stunden sichtbar sind.
Auch bei anderen Politikern seiner Partei sei das Interesse an Snapchat da, meint Flach. Dies habe er festgestellt, als er jüngst einen Social-Media-Kurs für Aargauer Parteikollegen gegeben habe. «Wir haben eine sehr aktive und wachsende junge GLP-Partei. Da wird Snapchat wohl eher Einzug halten als bei den Alten.»
So gibt es mit der Juso Baselland denn auch bereits eine erste Jungpartei, die auf Snapchat aktiv ist. «Snapchat ist eine Plattform, die wir auch sonst oft nutzen», sagt Julia Baumgartner, Co-Präsidentin der Sektion. Mit dem Account der Sektion, den man seit einem Monat pflegt, wolle man das Parteileben aus einem anderen Blickwinkel beleuchten. «Man kann damit zeigen: Politisieren ist mehr als nur Papiere schreiben!»
«Snapchat wird sich hier langsam etablieren»
Aus Sicht von Social-Media-Experte Jürg Kobel ist die grosse Stärke von Snapchat zudem die Authentizität. Es sind keine Profi-Aufnahmen oder geschliffene Stellungnahmen, die verbreitet werden, sondern flüchtige Schnappschüsse. «Wer sich auf Snapchat wagt, wird eher als offen und innovativ empfunden. Wer ein solches Politikerprofil hat, soll sich an Snapchat wagen», sagt Kobel, der Unternehmen im Umgang mit sozialen Medien berät.
Er ist überzeugt: «Snapchat wird sich hier langsam etablieren.» Denn verglichen mit Facebook habe die App bestechende Vorteile. So verfüge Snapchat über keinen Algorithmus, der Inhalte nach bestimmten, den Usern unbekannten Kriterien filtert. Zudem entspreche Snapchat dem Trend des «Snack Content», der Informationsvermittlung in kleinen Häppchen. Bei Snapchat werde die Aufmerksamkeit ganz auf den jeweiligen Inhalt gelenkt, «man kann nicht weiterscrollen wie bei Facebook».
Der grosse Nachteil hingegen: Das «Snappen» ist vergleichsweise aufwändig. Während Hillary Clinton ein Heer von Social-Media-Spezialisten um sich schart, das sich um die zielgruppengerechte Verbreitung ihrer Botschaften kümmert, müssen hiesige Politiker selbst ran, wollen sie auch Snapchat bespielen. Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli hat sich denn auch bereits überlegt, auf Snapchat aktiv zu werden. «Ich hatte aber bisher schlichtweg keine Zeit dafür.»
Facebook, Twitter, Instagram – und seit vergangenem Jahr nun auch Snapchat: Hillary Clinton trägt zu recht den Übernamen «Social-Media-Queen». Die demokratische Präsidentschaftsanwärterin und ihr Team nutzen Snapchat nicht nur, um ihren zahlreichen Anhängern einen Einblick in die Wahlkampfaktivitäten zu geben, sondern mit besonderer Vorliebe auch, um Kontrahent Donald Trump – der selbst über keinen Account verfügt – in die Pfanne zu hauen.
Der Republikaner Jeb Bush lancierte über den Dienst seine Wahlkampagne und selbst der mit seinen 74-Jahren definitiv längst noch nicht zur Generation der Digital Natives zählende Bernie Sanders, unterlegener Kandidat der Demokraten, wollte nicht auf das Wahlkampf-Mittel Snapchat verzichten. Social-Media-Experte Jürg Kobel: «War es 2008 Facebook und 2012 Twitter, ist es dieses Jahr Snapchat, mit dem die Wähler mobilisiert wurden.»
Das Weisse Haus und das US-Innenministerium verfügen inzwischen ebenfalls über einen eigenen Snapchat-Account. Und auch in Europa geht das weisse Gespenst um. Das EU-Parlament ist seit gut einem Jahr bei Snapchat dabei und postet regelmässig sogenannte «Snaps». Während US-Politiker das Tool vor allem benutzen, um den Usern einen Blick hinter die Kulissen zu bieten, nutzt das EU-Parlament Snapchat auch als Mittel, um mit Hilfe von kurzen, kreativ gestalteten Erklärvideos Wissen zu vermitteln.
Facebook, Twitter, Instagram – und seit vergangenem Jahr nun auch Snapchat: Hillary Clinton trägt zu recht den Übernamen «Social-Media-Queen». Die demokratische Präsidentschaftsanwärterin und ihr Team nutzen Snapchat nicht nur, um ihren zahlreichen Anhängern einen Einblick in die Wahlkampfaktivitäten zu geben, sondern mit besonderer Vorliebe auch, um Kontrahent Donald Trump – der selbst über keinen Account verfügt – in die Pfanne zu hauen.
Der Republikaner Jeb Bush lancierte über den Dienst seine Wahlkampagne und selbst der mit seinen 74-Jahren definitiv längst noch nicht zur Generation der Digital Natives zählende Bernie Sanders, unterlegener Kandidat der Demokraten, wollte nicht auf das Wahlkampf-Mittel Snapchat verzichten. Social-Media-Experte Jürg Kobel: «War es 2008 Facebook und 2012 Twitter, ist es dieses Jahr Snapchat, mit dem die Wähler mobilisiert wurden.»
Das Weisse Haus und das US-Innenministerium verfügen inzwischen ebenfalls über einen eigenen Snapchat-Account. Und auch in Europa geht das weisse Gespenst um. Das EU-Parlament ist seit gut einem Jahr bei Snapchat dabei und postet regelmässig sogenannte «Snaps». Während US-Politiker das Tool vor allem benutzen, um den Usern einen Blick hinter die Kulissen zu bieten, nutzt das EU-Parlament Snapchat auch als Mittel, um mit Hilfe von kurzen, kreativ gestalteten Erklärvideos Wissen zu vermitteln.