Skandal um Dübendorfer Sozialamt
Die Chefin beschimpfte eine Burkaträgerin als «Pinguin»

In der Zürcher Gemeinde Dübendorf sollen Sozialhilfebezügerinnen und -bezüger während Jahren beschimpft und überwacht worden sein. Das zeigt ein vertraulicher Untersuchungsbericht.
Publiziert: 31.08.2020 um 09:30 Uhr
Statt Menschen zu helfen, wurden sie auf dem Dübendorfer Sozialamt teilweise beschimpft und ohne Verdacht überwacht.
Foto: Keystone

In der Zürcher Stadt Dübendorf herrschen auf dem Sozialamt seit Jahren unhaltbare Zustände. Der «Tages-Anzeiger» hat gestützt auf das kantonale Öffentlichkeitsgesetz Einblick in einen externen Untersuchungsbericht von 2019 erhalten. Einen Grossteil des Berichts hält die Stadt zwar zurück. Doch die wenigen Seiten, welche nun öffentlich geworden sind, lassen darauf schliessen, wie gravierend die Missstände im Sozialamt der Zürcher Gemeinde sein müssen.

Von den zwölf befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hätten sieben gesagt, dass «der Umgang mit den Sozialhilfeklienten vor allem im Bereich der Gleichbehandlung, der Grundhaltung der Unvoreingenommenheit wie auch des respektvollen und wertschätzenden Umgangs verbessert werden sollte», heisst es im Fazit des Berichts. «Auch wird angeführt, dass Respektlosigkeiten und despektierliches Herziehen über Klienten in Abwesenheit untersagt werden müssen.»

Klienten beschimpft und überwacht

Was damit gemeint ist, berichten mehrere anonyme Quellen dem «Tages-Anzeiger». Die geschilderten Vorwürfe sollen mehrere Personen übereinstimmend geäussert haben. So habe die frühere Chefin eine Burkaträgerin in deren Abwesenheit als «Pinguin» beschimpft. Ein Mitarbeiter bezeichnete eine andere Klientin als «fette Schlampe».

Ein Abteilungsleiter soll mehrfach heimliche Aufzeichnungen der Gespräche mit den Sozialhilfebezügern gemacht haben, einer soll Klienten Betrunkenheit unterstellt haben, um damit deren Glaubwürdigkeit im Falle von Beschwerden zu untergraben. Zudem wird dem Amt vorgeworfen, Klienten ohne konkreten Verdacht von Detektiven beschattet haben zu lassen und den Mitarbeitenden sei verboten worden, zum Ombudsmann zu gehen.

Schon vor Jahren gab es Beschwerden

Schon vor vier Jahren wurde die damalige Sozialhilfe-Chefin verwarnt, weil sie Nazi-Posts auf Facebook geteilt hatte. Zudem wurde der Vorwurf laut, auf dem Amt würden Klienten schikaniert. Entlassen wurde sie aber nicht. Stattdessen wurde der kritischer Ombudsmann auf die Strasse gestellt. Mehrere Mitarbeiter, die den Umgang mit den Klienten nicht mehr aushielten, gingen in den vergangenen Jahren.

Die ehemalige Chefin des Amts hat laut «Tages-Anzeiger» inzwischen gekündigt und arbeitet in derselben Funktion in einer anderen Gemeinde im Thurgau.

Gemeinde wehrt sich

Die Stadtregierung äussert sich nur teilweise zu den geäusserten Vorwürfen. Der Stadtschreiber teilt mit, dass «Klienten und Mitarbeitende der Stadtverwaltung den Ombudsmann jederzeit kontaktieren dürfen». Sollte ein Verbot ausgesprochen worden sein, «so war dies schlicht falsch».

Inzwischen sei ein Teamentwicklungs-Prozess eingeleitet worden und es sei zu «verschiedenen personellen Veränderungen» gekommen. Laut «Tages-Anzeiger» sind allerdings noch mindestens zwei Mitarbeitende, die im Untersuchungsbericht kritisiert werden, weiterhin auf dem Sozialamt tätig. (lha)

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