Sogar bei Randthemen pocht CVP-Politiker Yannick Buttet auf Konsequenz. Als im März 2016 sizilianische Palmen in der Wandelhalle standen und der Nationalrat über die Vermarktung von Schweizer Holz debattierte, da wollte er das fremde Gewächs durch einheimisches ersetzen. Er fand die Inkonsequenz skandalös.
Konsequenz fordert Buttet erst recht ein, wenn es um den Kern seiner Politik geht. Er sieht die traditionelle Familie als Keimzelle der Gesellschaft, Kraftort von Werten – und verteidigt sie gegen jeden Hauch von Veränderung. Wo immer es zum Beispiel um Rechte von Homosexuellen geht: Der Erzkonservative läuft mit seiner Moral-Monstranz Sturm dagegen.
Jetzt entpuppt sich der Christdemokrat als ganz gewöhnlicher Heuchler und Sexist. Hat seine Frau betrogen, seine Ex-Geliebte drangsaliert und allem Anschein nach mehrfach weitere Frauen übel belästigt. Schuld daran seien der Alkohol und eine Krise in der Ehe, dieser von ihm auf abstrakter Ebene so hoch verehrten Institution.
Eigene Massstäbe nur für andere
Und wie reagiert der Saubermann auf die Enthüllung seiner abgründigen Seiten? Bittet um Entschuldigung, verbittet sich jede Einmischung in seine Privatsphäre und hält an seinem Posten fest. An Rücktritt denke er allenfalls bei einer Verurteilung.
Dieses Verhalten macht den gewöhnlichen Heuchler zum himmeltraurigen Heuchler.
Er blendet seine Wähler mit Familienidyll und Heile-Welt-Parolen – und will der Vertreter der hinters Licht Geführten bleiben. Er schreibt als heterosexueller Aggressiv-Christ andern vor, was richtiger Lebenswandel ist – und wenn es um seinen eigenen geht, geht es plötzlich niemanden etwas an. Er betreibt Politik mit der Wertekeule – und statt sich nach den eigenen, hehren Massstäben zu richten, will er das Urteil der profanen Justiz abwarten.
«Ein Mann mit einer solchen Haltung …»
«Ein Mann mit einer solchen Haltung im Bundesrat wäre kein gutes Signal.» So sprach sich Heuchler Buttet gegen Ignazio Cassis aus, weil dieser für einen liberaleren Umgang mit Drogen ist.
Wenn Yannik Buttet einen Rest von Achtung vor sich selbst hat, vor seinen Wählern, seiner Partei, seinen Ratskollegen und besonders den Frauen: dann sollte er die Konsequenz, die ihm anscheinend so wichtig ist, auf sich selbst anwenden.
«Ein Mann mit einer solchen Haltung im Nationalrat ist kein gutes Signal.» Dies wären die passenden Schlussworte für sein Rücktrittsschreiben.