Auf einen Blick
- Israels Regierung plant Bevölkerungs-Verdoppelung auf besetzten Golanhöhen
- Das israelische Militär setzt seine Angriffe im Gazastreifen fort – die humanitäre Lage ist prekär
- Die Uno-Vollversammlung fordert sofortige Waffenrufe
- Netanyahu zeigt sich bereit für Geisel-Deal
Human Rights Watch wirft Israel «Völkermordhandlungen» vor
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat Israel vorgeworfen, «Völkermordhandlungen» im Gazastreifen zu begehen. Die israelischen Behörden enthielten der Bevölkerung in dem Palästinensergebiet auf «systematische Art und Weise» Wasser vor, was «wahrscheinlich tausende Todesfälle verursacht hat», kritisierte die Organisation in einem vorgestellten Bericht. Israel erwiderte, der Bericht sei «voller Lügen» und beschuldigte HRW, «anti-israelische Propaganda» zu verbreiten.
HRW führt an, Israel habe absichtlich Wasser- und sanitäre Anlagen beschädigt, darunter Solaranlagen für ein Klärwerk, ein Wasserspeicher und ein Lagerhaus für Ersatzteile. Zudem habe Israel die Lieferung von Treibstoff für Generatoren und Ersatzteile blockiert sowie die Stromversorgung gekappt.
Damit hätten die israelischen Behörden «der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen absichtlich Lebensbedingungen auferlegt, die geeignet waren, ihre physische Zerstörung ganz oder teilweise herbeizuführen.» Dies käme dem Kriegsverbrechen der «Vernichtung» und «Völkermordhandlungen» gleich, schlussfolgert der Bericht. Die Menschenrechtsorganisation rief die internationale Gemeinschaft auf, «alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Völkermord durch Israel in Gaza zu verhindern».
Israel warf der in New York ansässigen Organisation vor, erneut «blutige Verleumdung» zu betreiben. Die im Bericht enthaltenen «Lügen» seien «selbst für die ohnehin niedrigen Standards von HRW entsetzlich», erklärte das israelische Außenministerium. Israel habe seit Kriegsbeginn trotz ständiger Angriffe durch die radikalislamische Hamas «den kontinuierlichen Fluss von Wasser und humanitärer Hilfe nach Gaza ermöglicht», hieß es weiter.
Israel bombardiert Unterkünfte für Kriegsvertriebene – mindestens 15 Tote
Bei israelischen Luftangriffen auf zwei ehemalige Schulen im Gazastreifen sind nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 15 Menschen getötet worden. Die Gebäude dienten als Unterkünfte für vom Krieg vertriebene Menschen. Mindestens 30 weitere Personen wurden verletzt.
Wie das israelische Militär über Telegram mitteilte, waren in den Gebäuden Kommando- und Kontrollzentren der Hamas untergebracht, in denen Terroranschläge geplant wurden. Vor den Angriffen seien zahlreiche Massnahmen ergriffen worden, um das Risiko für Zivilisten zu minimieren.
Beide Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
Sechs Tote bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland
Bei Einsätzen der israelischen Sicherheitskräfte im Westjordanland sind nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums sechs Menschen getötet worden – fünf weitere wurden verletzt.
Video zeigt brennendes Auto nach Drohnenangriff
In Tulkarem feuerte eine israelische Drohne eine Rakete auf ein Auto ab und tötete vier Insassen, darunter den örtlichen Kommandeur der Al-Aksa-Brigaden der Fatah-Organisation des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas (89). Im Internet kursieren Videos, die das brennende Autowrack zeigen. Drei weitere Menschen wurden verletzt.
In Nablus erschossen israelische Streitkräfte im Flüchtlingsviertel Balata bei einer Razzia eine 80-jährige Frau und einen jungen Mann. Zwei Palästinenser erlitten Schussverletzungen und wurden ins Spital gebracht.
784 palästinensische Opfer seit Beginn des Gaza-Kriegs
Seit Beginn des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023 starben nach palästinensischen Angaben 784 Menschen bei israelischen Operationen im Westjordanland. Die israelische Armee äusserte sich bislang nicht zu den Vorfällen.
Israel greift Häfen und Hauptstadt im Jemen an
Die israelische Luftwaffe hat nach eigenen Angaben als Reaktion auf Raketen- und Drohnenangriffe der Huthi-Rebellen im Jemen Häfen und die Hauptstadt Sanaa bombardiert.
Dutzende Kampfjets, Tankflugzeuge und Aufklärungsmaschinen seien bei insgesamt zwei Angriffswellen gegen die rund 1700 Kilometer entfernten militärischen Ziele im Einsatz gewesen.
Alle drei wichtigeren Häfen der Huthi-Miliz seien getroffen und lahmgelegt worden, sagte ein Armeesprecher. Zudem sei erstmals auch die Hauptstadt Sanaa angegriffen worden, wo die Energieinfrastruktur getroffen worden sei. Nach Bombardierungen im Juli und September war es der dritte Luftangriff Israels gegen die Huthi-Miliz.
Laut Medienberichten mit Nähe zur Huthi-Miliz wurden bei den Angriffen neun Menschen im Westen des Landes getötet. Sieben Todesopfer habe es bei einem Angriff auf den wichtigen Hafen Salif, zwei bei Angriffen auf eine Ölanlage in Ras Isa gegeben, meldete der Huthi-nahe Fernsehsender Al-Masirah. Nach israelischen Angaben wurde auch wieder der Hafen von Hudaida bombardiert. In den Häfen wurden einem Bericht der Zeitung «Times of Israel» zufolge fast alle Schlepper zerstört, ohne die grössere Schiffe kaum an die Kais bugsiert werden können.
Trümmer von abgefangener Rakete treffen Schule
Zuvor hatte Israel in der Nacht einen Raketenangriff der Huthi-Rebellen im Jemen abgewehrt. Israelischen Armeeangaben zufolge waren die Angriffe auf Ziele im Jemen aber keine direkte Reaktion darauf, sondern schon länger geplant gewesen. Die Huthi-Miliz reklamierte den Angriff für sich. Er habe zwei "militärischen Zielen" in Israel gegolten.
Bei Abfangen der Rakete trafen Trümmer jedoch eine Schule bei Tel Aviv. Ein Teil des Gebäudes in Ramat Efal stürzte zusammen. Weil der Angriff früh am Morgen war, gab es keine Opfer. Wäre er nur wenig später zum Schulbeginn erfolgt, hätte es eine Katastrophe geben können, sagte ein Armeesprecher. In Zentralisrael mit der Küstenmetropole Tel Aviv gab es Luftalarm und Millionen Menschen mussten nachts in die Schutzräume.
Israelische Armee attackiert Wohnhäuser und Spital im Norden von Gaza
Bei Angriffen der israelischen Armee im Gazastreifen sind nach Angaben des von der islamistischen Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums mindestens zehn Menschen getötet worden.
Am Morgen seien Wohnhäuser und das Kamal-Adwan-Krankenhaus in Beit Lahia im Norden des Küstenstreifens beschossen worden. Die Angaben aus dem seit mehr als 14 Monaten umkämpften Gebiet konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden.
In dem Spital sei die Intensivstation getroffen worden und in Brand geraten, sagte dessen Leiter Hussam Abu Safeia der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa.
Die Patienten hätten wie durch ein Wunder gerettet werden können, aber die Lage sei katastrophal. Die israelische Armee teilte auf Anfrage mit, sie prüfe den Bericht.
Israels Präsident trifft künftigen US-Geisel-Sondergesandten
Es mehren sich die Anzeichen für mögliche Fortschritte bei den Bemühungen um eine Waffenruhe-Vereinbarung im Gazastreifen sowie einen neuen Geisel-Deal. Der israelische Staatspräsident Izchak Herzog traf sich in seinem Amtssitz in Jerusalem mit dem designierten US-Sondergesandten für Geiselfragen, Adam Boehler.
Die USA bemühen sich mit Ägypten und Katar seit Monaten um eine Beendigung des Krieges. Angesichts der wenigen Wochen bis zum Machtwechsel in Washington spielt das Team des künftigen Präsidenten Donald Trump dabei mittlerweile auch eine wichtige Rolle.
Zuletzt hatten Medien berichtet, dass sich möglicherweise ein Durchbruch in den seit Monaten festgefahrenen indirekten Verhandlungen anbahnt. Die islamistische Hamas hatte mitgeteilt, die jüngsten Verhandlungen in Katar seien ernsthaft und positiv, eine Einigung sei möglich, wenn Israel keine neuen Forderungen stelle.
Verteidigungsminister: Israel will Kontrolle über Gazastreifen behalten
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz (69) hat am Dienstagmorgen seine Position in der Gaza-Politik in einem Post auf X unterstrichen. «Meine Position zu Gaza ist klar. Nachdem die militärische und staatliche Macht der Hamas in Gaza besiegt ist, wird Israel die Sicherheit in Gaza mit völliger Handlungsfreiheit kontrollieren», schrieb Katz. «Wir werden keine terroristische Organisation zulassen, die sich gegen israelische Siedlungen und israelische Bürger aus Gaza richtet. Eine Rückkehr zur Realität vor dem 7. Oktober werden wir nicht zulassen», erklärte er zudem.
Netanyahu spricht mit Trump über Syrien: kein Interesse an Konflikt
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu hat mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump über die Lage im Bürgerkriegsland Syrien gesprochen und seine friedlichen Absichten bekräftigt. «Wir haben kein Interesse an einem Konflikt mit Syrien», sagte Netanyahu laut einer Mitteilung. Israels Vorgehen werde sich an den Gegebenheiten vor Ort orientieren. Syrien sei jahrzehntelang ein «aktiver Feindstaat» gewesen und habe Israel wiederholt angegriffen.
Das Bürgerkriegsland habe zudem anderen erlaubt, Israel von seinem Territorium aus anzugreifen. Auch habe Syrien dem Iran erlaubt, die Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon über sein Territorium zu bewaffnen. «Um sicherzustellen, dass sich dies nicht wiederholt, haben wir in den letzten Tagen eine Reihe intensiver Massnahmen ergriffen», sagte Netanyahu.
Streitpunkt Golanhöhen
Seit dem Sturz von Machthaber Baschar al-Assad vor einer Woche bombardierte Israel wiederholt strategische militärische Einrichtungen im Nachbarland. Zudem verlegte es Truppen in Gebiete jenseits der Waffenstillstandslinie auf den besetzten Golanhöhen. Diese rückten in eine sogenannte Pufferzone ein, die gemäss dem Waffenstillstandsabkommen von 1974 unter Uno-Überwachung steht. Nun will Israel die Besiedelung der Golanhöhen ausweiten. Arabische Länder verurteilten die Pläne.
Geiseln
Zudem sei es bei dem Gespräch mit Trump um die Bemühungen gegangen, eine Freilassung der israelischen Geiseln zu erreichen, die sich nach dem Massaker vom 7. Oktober vergangenen Jahres noch in der Gewalt der islamistischen Hamas befinden. «Wir werden uns weiterhin unermüdlich dafür einsetzen, dass alle unsere Geiseln, die lebenden und die verstorbenen, nach Hause zurückkehren», bekräftigte der israelische Premier. Rund 100 Geiseln werden nach israelischen Angaben noch von der Hamas festgehalten. Hamas verweigert auch die Herausgabe von Leichen von Geiseln.
Kameramann von Al Jazeera bei israelischem Angriff getötet
Bei einem israelischen Luftangriff auf ein Flüchtlingslager im Gazastreifen ist laut dem Nachrichtensender Al Jazeera einer ihrer Kameraleute getötet worden. In einer Erklärung war von einer «gezielten Tötung» des 39-Jährigen in der Flüchtlingssiedlung Nusseirat im Zentrum des Gazastreifens die Rede.
«Al-Jazeera-Kameramann Ahmed al-Luh wurde heute, Sonntag, bei einem israelischen Bombenangriff getötet», teilte der Sender auf seiner arabischsprachigen Webseite mit. Der Sprecher der von der islamistischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde, Mahmud Bassal, bestätigte den Tod des Kameramanns.
Zudem seien bei dem Luftangriff drei Mitarbeiter der Behörde getötet worden, als ein Stützpunkt des Zivilschutzes in der Flüchtlingssiedlung beschossen worden sei. Die israelische Armee sagte auf Nachfrage, sie prüfe die Angaben.
Journalist in Gaza: Tote nach israelischem Angriff auf Schule
Bei einem erneuten israelischen Angriff auf eine Schule bei Khan Younis wurden nach Angaben eines palästinensischen Journalisten 20 Personen getötet und weitere verletzt. Das UNRWA-Gebäude habe vertriebenen Palästinensern Unterschlupf geboten, schreibt er auf X. Auf einem Video, das auf dem Kurznachrichtendienst veröffentlicht wurde, sind mehrere verletzte Kinder zu sehen, die aus dem Gebäude getragen werden. Draussen warten Krankenwagen.
Die Angaben liessen sich nicht unabhängig prüfen. Von israelischer Seite gab es zunächst keine Informationen zum Angriff.
Israels Regierung plant Bevölkerungs-Verdopplung auf den besetzten Golanhöhen
Das israelische Kabinett hat einen Plan zur Verdopplung der Bevölkerung auf den besetzten Golanhöhen einstimmig verabschiedet. Dies teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu am Sonntag mit. «Im Lichte des Krieges und der neuen Front in Syrien» handele es sich um eine «Entscheidung, die die Ortschaften auf den Golanhöhen und den Staat Israel stärkt», hiess es in der Erklärung.
Mehr als zehn Millionen Euro wurden für den Plan gebilligt. Saudi-Arabien verurteilte die Entscheidung Israels, die Besiedelung der Golanhöhen auszuweiten.