Sinndeswandel beim Grünen
Girod will nun doch in den Ständerat

Zuerst hat er abgesagt. Nun will der Grüne Bastien Girod doch in den Ständeratswahlkampf ziehen. Die Partei hat ihn am Freitag zu ihrem Kandidaten gemacht.
Publiziert: 27.02.2015 um 10:10 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 01:46 Uhr

Anfang Jahr hatte sich der 34-Jährige noch selber aus dem Rennen genommen. Der Zeitpunkt für eine Ständerats-Kandidatur sei wegen der Geburt seiner Tochter und seiner Arbeit an der ETH Zürich ungünstig, sagte er damals.

Nach der Rücktrittsankündigung von GLP-Ständerätin Verena Diener Anfang Februar sei für ihn aber klar geworden, dass nun «der optimale Zeitpunkt» für eine Kandidatur sei.

Girod sei ein «echter Grüner» und ein Sympathieträger, der über die Parteigrenzen hinaus Wählerinnen und Wähler mobilisieren könne, sagte Parteipräsidentin Marionna Schlatter. Im Parteivorstand gegen Girod unterlegen ist die ehemalige Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber.

Unterstützung erhalte er auch vom Arbeitgeber. Für die Zeit des Wahlkampfs ermögliche ihm dieser eine Reduktion des Arbeitspensums.

Als Wissenschaftler sei er gewohnt, lösungsoffen zu arbeiten. Davon profitiere er auch in der politischen Arbeit. Er habe keine Mühe zuzugeben, dass ein Lösungsvorschlag noch verbessert werden könne.

Viele Anliegen rund um die Lebensqualität haben es laut Girod im Ständerat schwer, obwohl sie von der Bevölkerung breit getragen werden. Dies zu ändern sei seine Motivation für den Wahlkampf, in dem er den Fokus auf die Themen innovative Wirtschaft, Umweltschutz und Vereinbarkeit von Beruf und Familie legen will.

Damit die Schweizer Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibe, müssten jene Firmen in der Schweiz gestützt werden, die zukunftsfähige Produkte entwickelten und nicht nur ihre Steuern optimieren wollten, sagte Girod. Es sei deshalb falsch, bei Ausbildung und Forschung zu sparen.

Der Schutz der Landschaft werde vom Ständerat trotz klaren Volksentscheiden verwässert, und er tue auch wenig für genügend Grünräume, kritisierte Girod. Unter der Verschlechterung der Lebensqualität leide aber langfristig auch der Wirtschaftsstandort, weil Arbeitnehmende weniger erholt und zufrieden seien.

In der Familienpolitik dürfe es nicht nur darum gehen, Steuerabzüge zu gewähren, von denen oft nur ein kleiner Teil der Familien wirklich profitiere. Verbesserungen seien auch beim Vaterschafts- und Mutterschaftsurlaub und beim Angebot an Krippenplätzen nötig.
 

Girod arbeitet als Umweltnaturwissenschaftler an der ETH Zürich. Er forscht zum Einfluss von (Umwelt-)Politik auf die Transformation der Wirtschaft. Er arbeitet derzeit an seiner Habilitation. In den Nationalrat gewählt wurde er 2007, die Wiederwahl schaffte er 2011 mit dem besten Resultat auf der Liste der Zürcher Grünen. Seit 2012 ist Girod Vizepräsident der Grünen Schweiz.

Bei den Zürcher Grünen stand Girod vor vier Jahren bereits einmal für eine Ständeratskandidatur zur Diskussion: Er unterlag aber an der Nominationsversammlung dem damaligen Zürcher Gemeinderat und heutigen Nationalrat Balthasar Glättli.

Für die Wahlen vom 18. Oktober haben neben den Grünen bereits vier weitere Parteien ihre Ständeratskandidaten präsentiert. Die SP will mit Nationalrat Daniel Jositsch ins Rennen steigen, die FDP mit Nationalrat Ruedi Noser, die SVP mit Kantonsrat Hans-Ueli Vogt und die Grünliberalen mit Nationalrat Martin Bäumle.

Falls sich auch die CVP für eine Kandidatur entscheidet, dürfte sie Nationalrätin Barbara Schmid-Federer nominieren, die bereits ihr Interesse angekündigt hat.

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