Sie war die treibende Kraft hinter dem doppelten Nein
Das Meisterstück der Petra Gössi

Lange stand FDP-Chefin Petra Gössi im Schatten ihres Vorgängers Philipp Müller. FDP stehe für «Frag den Philipp», lästerten Bundespolitiker. Doch jetzt steht es für «Frag die Petra».
Publiziert: 24.09.2017 um 20:19 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 06:59 Uhr
Ruedi Studer

Sie ist die Frau der Stunde: FDP-Chefin Petra Gössi (41). Nach dem Sieg bei der Rentenreform standen die Journalisten bei ihr Schlange, um sich den freisinnigen Plan B erklären zu lassen. Geduldig gab Gössi Antwort auf die immer wieder gleichen Fragen. Ruhig und gelassen, kein bisschen siegestrunken und auch ohne jeglichen Anflug von Überheblichkeit.

Dabei ist das doppelte Nein das Meisterstück der bodenständigen Schwyzerin. So wie SP-Bundesrat Alain Berset (45) durchs Land tingelte, um ein Ja zur Reform zu sichern, warb Gössi auf Podien und in Säli für ein Nein. Nüchtern ruft sie nun Gewinner und Verlierer dazu auf, einen «echten Kompromiss» zu schmieden.

Der Abstimmungssieg ist das Sahnehäubchen auf Gössis Super-Woche, in welcher sie mit der sauber orchestrierten Wahl von Fraktionschef Ignazio Cassis (56) zum neuen Bundesrat endlich eine zuverlässige rechte Mehrheit in der Landesregierung installierte.

Lange im Schatten ihres Vorgängers Philipp Müller

Damit hat Gössi auch als Parteichefin deutlich an Statur gewonnen. Als sie nämlich im April 2016 die FDP-Führung übernahm, war sie in der Schweiz weitherum unbekannt. Sie galt als Hinterbänklerin und politisches Leichtgewicht. 

Als neue Parteipräsidentin stand sie lange im Schatten ihres Vorgängers Philipp Müller (64, AG), der als in den Medien omnipräsenter Ständerat weiterhin den Ton angab. Bei zentralen Themen wie etwa der Migrationspolitik oder der Umsetzung der Masseneinwanderungs-Initiative stand Müller statt Gössi im Scheinwerferlicht.

So musste sich die FDP-Chefin immer wieder hämische Kommentare von Bundesparlamentariern anhören. FDP stehe für «Frag den Philipp», lästerte etwa CVP-Nationalrätin Ruth Humbel (60, AG) über Twitter.

Der Spott dürfte Humbel und Co. nun vergangen sein. Gössi ist definitiv aus Müllers Schatten getreten und wird bereits als potenzielle Bundesratskandidatin für die Nachfolge von Johann Schneider-Ammann (65) gehandelt. 

Und das Kürzel FDP hat jetzt auch eine neue Bedeutung: «Frag die Petra»!

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