Gestohlen, verlegt, zerstört
Von 70 Armeewaffen fehlt jede Spur

Für die Armee ist es ein immer wiederkehrendes Übel: Jährlich gehen Dutzende Sturmgewehre und Pistolen verloren. 2020 waren es 70 Stück. Die meisten davon wurden gestohlen. 22 Waffen tauchten wieder auf.
Publiziert: 11.01.2021 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 20:54 Uhr
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2020 wurden 70 Armeewaffen als vermisst gemeldet – vor allem das Sturmgewehr 90.
Foto: Keystone
Ruedi Studer

Für die Armee ist es ein Ärgernis: Jedes Jahr verschwinden Dutzende von Armeewaffen. 2020 gingen 70 Armeewaffen verloren. Immerhin deutlich weniger als im Vorjahr, als noch 102 Waffen verlustig gingen. In 57 Fällen handelte es sich um ein Sturmgewehr 90 – beim Rest um Pistolen, hauptsächlich die Pistole 75.

Auch die Verlustart schlüsselt die Armee auf: 54 Waffen kamen durch Diebstahl abhanden, eine wurde bei einem Brand zerstört. Die restlichen 15 Stück waren bei einem Umzug nicht mehr auffindbar oder kamen anderweitig weg. Seit 2009 hat die Armee damit 938 Armeewaffen als vermisst registriert.

Immerhin 22 vermisste Waffen landeten wieder bei der Armee – 18 Sturmgewehre und 4 Pistolen. «Die meisten Waffen werden durch die kantonalen Polizeikorps an die Logistikbasis der Armee retourniert», sagt Armeesprecher Stefan Hofer zu BLICK. Diese Waffen seien durch Bürger bei der Polizei abgegeben oder bei Einsätzen der Polizei aufgefunden worden. Eine Waffe wurde von einem zivilen Finder der Logsitikbasis direkt abgegeben.

Die meisten Waffen seien von kantonalen Polizeikorps an die Logistikbasis der Armee retourniert worden, Dabei handle es sich um Waffen, die Bürger bei der Polizei abgeben oder bei Polizeieinsätzen gefunden wurden. «Circa zehn Prozent werden direkt von zivilen Findern der LBA abgegeben – zum Beispiel durch das Auffinden im Keller oder Estrich bei einem Bezug einer leeren Wohnung», so Hofer.

Gründe für Rückgang offen

Warum weniger Waffen als im Vorjahr verloren gingen, lässt sich nicht genau sagen. «Ob dieser Rückgang durch Covid-19 begünstigt wurde – zum Beispiel durch weniger Armeeangehörige im ÖV, weniger Wiederholungskurse, weniger Diebstähle, da vermehrt Personen im Homeoffice, usw. – oder ob der Rückgang massgeblich auf die Sensibilisierung der Armeeangehörigen bezüglich Waffenverlust zurückzuführen ist, lässt sich nicht eindeutig belegen», erklärt Hofer. «Aus den uns vorliegenden Fakten lässt sich kein direkter Zusammenhang zwischen Covid-19 und dem Rückgang der Waffenverluste herstellen.»

Die jeweils anlässlich der Schulen und Wiederholungskurse durchgeführte Sensibilisierung der Armeeangehörigen wird jedenfalls weitergeführt. «Dies mit dem Ziel die Waffenverluste weiter zu senken», so Hofer.

Bereits 2017 hat die Armee eine Informationskampagne lanciert, um Waffenverluste zu vermeiden. Doch just in den Jahren danach sind die Verlustzahlen deutlich angestiegen – auf bis zu 107 im Jahr 2018.

Aktuell sei neben dem bisherigen Präventionsflyer und einem Eintrag im Dienstbüchlein zur Waffenverlust-Problematik aber keine weitere Präventionskampagne geplant, so Hofer. Er betont aber: «Die Truppenkommandanten in den militärischen Schulen und Kursen sind jedoch weiterhin in der Pflicht, basierend auf den Informationen des Flyers 2017, das Thema 'Waffenverlust verhindern' zu behandeln beziehungsweise die Truppe entsprechend zu sensibilisieren.»

Über 5000 verschollene Waffen

Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten halten sie sich die Waffenverluste im Rahmen: Gemäss einer früheren Statistik von 1969 bis 2008 datiert der Rekord im Jahr 1994 mit 283 verlorenen Waffen. Aufsummiert verschwanden seit 1969 bis letztes Jahr 5519 militärische Schusswaffen. 418 davon tauchten wieder auf, 5101 blieben bis heute verschollen.

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