7000 Franken für einen politischen Vorstoss! «Ein Schweizer Verband würde nie so viel zahlen», sagt ein Berater. Die Kasachen geben üppig aus, «weil sie ignorant und heikle Kunden sind».
Andere sehen 7000 Franken «im üblichen Rahmen». Bei 500 Franken die Stunde habe einer 14 Stunden daran gearbeitet. «Das ist kein wahnsinnig hoher Preis.» Bei 200 bis 700 Franken liegen die Stundenansätze.
Top-Gagen kassieren etwa einstige Chefredaktoren, die heute Berater sind: Etwa Jürg Wildberger (Ex-«Facts»), Andreas Durisch (Ex-«Sonntags-Zeitung»), Peter Hartmeier (Ex-«Tages-Anzeiger») und Sascha Wigdorovits (Ex-BLICK).
Hohe Honorare trösten sie über verlorene Freiheiten hinweg, die sie bei Zeitungen hatten. In ihrer neuen Tätigkeit gilt: Wer so viel zahlt, befiehlt; wer wie sie so viel kassiert, gehorcht.
Ihr wichtigstes Aktionsfeld: Das Bundeshaus. Doch das könnte schon bald ändern. Denn der parteilose Schaffhauser Ständerat Thomas Minder (54) droht mit einer neuen Volksinitiative. Für ihn steht nämlich fest: «Die Bundesversammlung ist unfähig, das grundsätzliche Problem des Lobbyings selbst zu beheben.» Es gehe nur von aussen, mit einer Volksinitiative, ist er überzeugt.
Der Vater des Abzocker-Begehrens kämpft seit längerem zusammen mit einigen Ratslinken und Ratsrechten für mehr Transparenz im Bundeshaus. Er macht einen wichtigen Unterschied: «Verbandsvertreter von WWF, Gewerbeverband oder UBS werben für ihre eigenen Anliegen und deklarieren offen, wem sie dienen», so Minder.
Schlimmer seien PR-Agenturen wie im Fall Kasachstan. «Da sie auf Mandatsbasis lobbyieren, zwanzig Hüte gleichzeitig aufhaben, wissen die Parlamentarier nie wirklich, was ihre wahren Interessen sind.»
Der Stöckli-Vertreter macht seinen Kollegen deshalb massive Vorwürfe. «Einige agieren als Strohmänner, indem sie solchen PR-Exponenten via Bundeshaus-Badge einen Zutritt in die Wandelhalle verschaffen.»
Als Gegenleistung erhielten diese Politiker dann Verwaltungsrats-Mandate oder andere Aufträge.
Druck macht jetzt auch SVP-Nationalrat Lukas Reimann (32, SG). Diese Woche reichte er eine Motion ein. Darin fordert er ein transparentes Lobbyregister. Künftig soll allen Interessierten bekannt sein, in wessen Auftrag die Strippenzieher unterwegs sind – und wer sie bezahlt.
Einen ähnlichen parlamentarischen Vorstoss von FDP-Nationalrat Andreas Caroni (35, AR) schmetterte das Parlament im vergangenen Jahr noch ab. Vielleicht findet ja gerade ein Umdenken statt.