Sie müssen neue Pläne schmieden
Diese Jungpolitiker gehören schon zum alten Eisen

Ein Dutzend junge Urgesteine politisieren im Bundeshaus. Die ehemaligen Shootingstars müssen bald ihre zweite Karriere zünden, um nicht auf dem Abstellgleis zu landen. In einer brenzligen Situation ist ausgerechnet der SP-Fraktionschef.
Publiziert: 20.04.2018 um 23:41 Uhr
|
Aktualisiert: 13.09.2018 um 05:25 Uhr
1/14
Mit 21 wurde Toni Brunner zum jüngsten Nationalrat aller Zeiten gewählt.
Foto: Dick Vredenbregt
Nico Menzato

Früher krönten Politiker ihre Karriere im gesetzten Alter mit dem Nationalratsamt. Nach dem Millennium kam die Zeit der jungen Wilden. Ihnen gelang mit meist wenig Berufserfahrung und spätestens kurz nach dem 30. Geburtstag der Sprung ins Bundeshaus.

Ein Dutzend dieser ehemaligen Shootingstars sitzt nach über zehn Jahren noch immer im Parlament – einige aus freien Stücken, andere aus Mangel an Alternativen. Was zum Problem werden kann.

SP-Fraktionschef verlängert Karriere mit Sonderregelung

In einer brenzligen Lage befindet sich Roger Nordmann (45). Wenn er heute am Parteitag der SP Waadt nicht zwei Drittel der Stimmen erhält, darf er aufgrund der Amtszeitbeschränkung 2019 nicht mehr antreten. Nordmann sitzt seit 2004 im Nationalrat, seit zwei Jahren ist er SP-Fraktionschef.

Und dieses Amt ist auch der Grund, wieso die Genossen ein Auge zudrücken dürften. Der Kantonalvorstand zumindest steht voll hinter ihrem nationalen Aushängeschild. «Längerfristig muss ich aber wohl aus der Politik aussteigen», sagt Nordmann zu BLICK. Ein Exekutivamt im Waadtland liegt für ihn aus privaten Gründen kaum drin, weil seine Frau in der Lausanner Stadtregierung sitzt.

Girod mit neuem Job – Galladé mit neuem Amt?

Einen Job in der Wirtschaft hat sich Bastien Girod (37) ergattert: Der seit 2007 im Nationalrat politisierende Grüne arbeitet seit kurzem zu 50 Prozent beim Klimaschutz-Unternehmen South Pole. 2019 trete er nochmals für den Nationalrat an, sagt er. Längerfristig würde ihn auch ein Exekutivamt reizen. Der erste Versuch scheiterte. Girod hätte gerne für die Stadtzürcher Regierung kandidiert, wurde 2017 aber parteiintern ausgebremst.

Vor einer Weichenstellung steht Chantal Galladé (45, SP), die seit 2003 in Bern politisiert. Die Erziehungswissenschaftlerin hat beste Chancen, diesen Juni zur neuen Schulpräsidentin Stadt/Töss in Winterthur ZH gewählt zu werden. Der Abschied aus dem Bundeshaus muss ihr gelingen – dass sie eine weitere Legislatur anhängt, ist aufgrund der Amtszeitbeschränkung unwahrscheinlich.

SP-Frauen mit Aufstieg und Ausstieg

Der klassische Karriereschritt gelang Evi Allemann (39, SP). Vor einem Monat schaffte sie den Sprung in die Berner Regierung. Ganz anders das vierte junge SP-Urgestein, Pascale Bruderer (40). Die Aargauer Ständerätin tritt überraschend per Ende Legislatur zurück. Sie wisse noch nicht, was sie dann machen werde. Ein weiteres politisches Amt schliesst sie aber ausdrücklich aus.

Nochmals vier Jahre anhängen wird Christian Wasserfallen (36). «Politik ist meine Leidenschaft und macht mir grosse Freude», sagt der FDP-Vizepräsident, der seit 2007 im Rat sitzt. Ein erster Versuch, ein Regierungsamt zu ergattern, ist missglückt. Künftig könne er sich auch einen Job in der Wirtschaft vorstellen. Schon heute arbeitet der Berner als Maschineningenieur und sitzt in vier Verwaltungsräten in der Bau- und Maschinenindustrie. 

Lukas Reimann (35, SVP, seit 2007) ist «bereit weiterzukämpfen».

«Die Politik begeistert mich nach wie vor.» Mit diesen Worten kündigt GLP-Fraktionschefin Tiana Moser (39) die Kandidatur für ihre vierte Legislatur an. Ein Exekutivamt wäre für die dreifache Mutter «eine Option». Drei Kinder hat auch Andrea Geissbühler (41, SVP). Sie tritt 2019 für die vierte und letzte Legislatur an, wie sie sagt. Danach will sie sich aus der nationalen Politik verabschieden und für ihre Kinder da sein, allenfalls wieder als Kindergärtnerin arbeiten und sich in ihrer Wohngemeinde in Bäriswil BE engagieren.

SVP-Brunner jagt Rekorde

Christa Markwalder (42, FDP, seit 2003 im Rat) und Natalie Rickli (41, SVP, seit 2007) waren für BLICK nicht erreichbar. Es wäre eine Überraschung, wenn das Duo nicht mehr antreten würde.

Nie genug vom Leben unter der Bundeshauskuppel bekommt Toni Brunner (43). Der Ex-SVP-Präsident politisiert schon mehr als sein halbes Leben in Bern. 1995 zog er mit zarten 21 Jahren in den Nationalrat ein – als Jüngster aller Zeiten. 

Und nun wird der «gmögige» Toggenburger gar zum Doppelrekordhalter. In der nächsten Legislatur dürfte er als amtsältester Nationalrat sogenannter Alterspräsident werden – wiederum als Jüngster in der Geschichte, wie der «Tages-Anzeiger» berichtete. Obwohl er es stets vehement dementiert, wird Brunner als künftiger Bundesrat gehandelt.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?